StartHintergrundReportageBlackout Day in der Schule. Was nun?

Blackout Day in der Schule. Was nun?

Plötzlich gibt es keinen Strom an der Schule – was nun? Das eigene Erleben hinterlässt die wirksamste Lernerfahrung. Zum Beispiel am Blackout Day, einem Aktionstag im Bildungsprogramm «Klimaschule», mit dem sich MYBLUEPLANET seit 2012 für eine nachhaltige Verhaltensänderung einsetzt.

Gekürzter Text von Angela Serratore, Programmleiterin Klimaschule, Erlebnisorientierte Klimabildung für Schulen, MYBLUEPLANET Artikel aus der «Zürcher Umweltpraxis (ZUP, Ausgabe Nr. 99)»

Die Winterthurer Klimaschutzorganisation MYBLUEPLANET knüpft mit dem Engagement «Klimaschule» bei der jungen Generation an. Sie hat für Schweizer Schulen ein vierjähriges Bildungsprogramm konzipiert, das die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Unterricht und in den Schulstrukturen langfristig verankert. Der Blackout Day, Impact Day sowie ein Initial Day sind wichtige Elemente (Zusatzinfos zu den Aktionstagen).

Blackout Day
Stromloser Unterrichtstag? Der Blackout Day ist einer von mehreren Aktionstagen der Klimaschule, der durch erlebnisorientierte Bildung zum sorgsamen Umgang mit Ressourcen motiviert. © MYBLUEPLANET

Über 30 Schulen, davon 18 im Kanton Zürich, haben sich für den Weg einer klimafreundlichen Schule entschieden. Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern leisten sie einen aktiven Beitrag zur Energiewende und den Klimazielen der Schweiz. 22 Schulen konnten im Rahmen des Programms eine Solaranlage auf dem Schulhausdach realisieren. Im Oktober 2020 wurde MYBLUEPLANET für die Vielzahl der Photovoltaikanlagen und das Erzeugen von rund 1,5 GWh Solarstrom pro Jahr mit dem Schweizer Solarpreis ausgezeichnet.

Mit der schulischen und ausserschulischen Bildungsarbeit und dem Bau einer Solaranlage generieren diese Projekte ausserdem in den Gemeinden wertvolle Zertifizierungspunkte für das Energiestadt-Label.

Üblicherweise startet das Programm im ersten Jahr mit der Kampagne «Jede Zelle zählt – Solarenergie macht Schule!». Die Schulen sammeln Spenden in ihrem Umfeld in Form eines Crowdfundings, um damit weitere Klimaschutzprojekte in den Folgejahren umzusetzen. Die Spenderinnen und Spender – Eltern, Bevölkerung, politische Vertretungen, lokale Gewerbe etc. – werden nach dem Kauf symbolischer Solarzellen laufend über die Schulprojekte informiert und einbezogen. Es entsteht eine Gemeinschaft. So stärkt diese Kampagne den Zusammenhalt der Gemeinde.

Das Klimaschule-Team von MYBLUEPLANET unterstützt und begleitet die teilnehmenden Schulen und übernimmt Projektabwicklungen für sie. Der Hands-on-Bildungsansatz soll bei den Schülerinnen und Schülern eine nachhaltige Verhaltensänderung auslösen. Durch eigene Erlebnisse, dem aktiven Mitgestalten und durch den Austausch mit Experten aus dem Berufsalltag sollen die Schülerinnen und Schüler die Schwerpunktthemen des Programms aus verschiedenen Perspektiven erfahren und verinnerlichen.

Blackout Day
Blackout Day: Wenn Beamer, Licht und Kaffeemaschine ausfallen. Primarschullehrerin Edith Jermann verteilt Kerzen. © MYBLUEPLANET

Interview: «Strom ist keine Selbstverständlichkeit»

Die Schule Uitikon startete im Januar 2021 mit dem Aktionstag «Blackout Day» in das Programm. An drei Schulhäusern wurde für einen Tag der Strom gekappt und der Sprung in ein Zeitalter ohne Licht und technische Geräte gewagt. Primarschullehrerin Edith Jermann und zwei Schülerinnen der Sekundarschule berichten vom eindrücklichen Erlebnis.

Sie haben gerade einen Blackout Day durchgeführt. Wer wurde in das Vorhaben eingeweiht?
Edith Jermann: Die Lehrpersonen wussten aus organisatorischen Gründen Bescheid, für die meisten Schülerinnen und Schüler hingegen war es eine Überraschung.

Was war euer erster Gedanke, als ihr das dunkle Schulhaus betreten habt?
Sylvie & Yara: Wir dachten, es sei ein Scherz oder ein echter Stromausfall, was wir zu Beginn kaum glauben konnten.

Wie war die Stimmung der Schülerinnen und Schüler?
Edith Jermann: Die Kinder waren verunsichert, weil das Licht und die Pausenplatzuhr nicht funktionierten. Fragen tauchten auf: Was funktioniert noch bei einem Stromausfall, was nicht mehr? Einige Kinder kannten die Situation des Stromausfalls aus ihrem Ferienhaus oder aus Erlebnissen in anderen Ländern. Die Atmosphäre war durch das Kerzenlicht sehr gemütlich und fast schon feierlich. Je nach Stufe waren die Reaktionen unterschiedlich. Die meisten waren freudig aufgeregt und neugierig.

Was würdet ihr ohne Strom am meisten vermissen?
Sylvie & Yara: Unser Handy (beide schmunzeln). Aber auch andere Geräte wie der Computer oder Küchenutensilien würden uns fehlen.

Wie empfanden Sie das Unterrichten ohne Strom?
Edith Jermann: Für mich als Lehrperson war das Arbeiten ohne technische Hilfsmittel die grösste Umstellung. Unser Blackout Day fand bei wunderbarem Sonnenschein statt, was das Erlebnis des fehlenden Lichts leider etwas schmälerte.

Was hat Sie im Austausch mit den Schülerinnen und Schülern erstaunt?
Edith Jermann: Ich war positiv überrascht, wie interessiert die Schülerinnen und Schüler waren, mehr über die Stromherstellung zu erfahren. Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion über die verschiedenen Möglichkeiten. Es war ebenfalls toll zu sehen, wieviel die Kinder zu diesen Themen schon wussten.

Wie ist das Fazit vom Unterrichtstag ohne Strom?
Edith Jermann: Die Kinder sind sensibilisiert worden, dass Strom keine Selbstverständlichkeit ist. Der Blackout Day war ein gemeinsamer Start auf einen gemeinsamen Weg, den wir als Schule gehen wollen. Um langfristige Verhaltensänderungen bei den Schülerinnen und Schülern zu erzielen, ist es wichtig, Themen zur «Bildung Nachhaltiger Entwicklung» vertieft anzugehen und in den Kindern ein Bewusstsein dafür zu wecken, dass sie mit ihrem eigenen Verhalten einen positiven oder negativen Einfluss auf ihre Umwelt haben. Besonders gefreut haben uns die vielen positiven Reaktionen der Eltern.
Sylvie & Yara: Es hat uns schon beeindruckt. Ein Stromausfall kommt ja nicht alle Tage vor. Wir achten mehr darauf, mit dem Strom sparsamer umzugehen. Zudem wissen wir nun, woher der Strom kommt, den wir benutzen. Es gibt verschiedene Arten Strom zu erzeugen, eine der umweltfreundlichsten Arten sind die Solaranlagen.

Gibt es Massnahmen, die in Folge des Programms umgesetzt wurden oder geplant sind?
Edith Jermann: Auf Ebene Schule eruieren wir seit längerer Zeit die Stromsparmassnahmen und setzen diese auch laufend um, zum Beispiel Zeitschaltuhren sowie Temperaturfühler Heizung etc.
Generell gestalten wir unseren Schulalltag so nachhaltig wie möglich. Wir haben Projekte wie die naturnahe Umgebungsgestaltung der Schulhäuser und das Umstellen auf nachhaltige Produkte im Schulbetrieb im Fokus (z. B. Kopierpapier mit Label «blauer Engel»).

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