Fast 3000 Projekte hat der Fonds Landschaft Schweiz in den letzten 30 Jahren schweizweit erfolgreich gefördert. Die Präsidentin Verena Diener äussert sich über erreichte Erfolge und die Zukunft des Fonds Landschaft Schweiz.
Der Fonds Landschaft Schweiz (FLS) wurde 1991 mit dem Ziel gegründet, für die Bevölkerung und künftige Generationen etwas zu schaffen, dessen Wert über die Jahre hinweg anhält. Der Fonds gibt finanzielle Anreize für freiwillige Massnahmen zur Erhaltung und Instandsetzung von Landschaften sowie Natur- und Kulturdenkmäler und fördert damit Synergien und die Selbsthilfebereitschaft örtlicher Trägerschaften. Damit kann insbesondere wirtschaftlich schwache Regionen unter die Arme gegriffen werden. Der FLS stützt sich in seiner Tätigkeit auf das Bundesgesetz über Finanzhilfen zur Erhaltung und Pflege naturnaher Kulturlandschaften, welches vorerst auf zehn Jahre befristet war. Da sich der Fonds als verwaltungsunabhängiges Förderinstrument bewährt hat, wurde die Rechtsgrundlage verlängert und ist aktuell bis Mitte 2031 gesichert.
Magdalena Arnold, eine ehemalige Praktikantin des FLS hat im Rahmen des 30. Jubiläums mit der Präsidentin Verena Diener gesprochen.
30 Jahre FLS – was löst dieses Jubiläum bei Ihnen aus?
Freude – zuerst einmal über das Engagement, das der FLS seit seiner Gründung 1991 zur 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft fördern konnte. Freude aber auch, dass es den FLS, der ja zunächst nur für zehn Jahre geschaffen wurde, immer noch gibt. Und Dankbarkeit, dass sich das eidgenössische Parlament nun schon drei Mal für eine Weiterführung dieses verwaltungsunabhängigen Förderinstruments ausgesprochen hat. Ich freue mich sehr, zusammen mit den zwölf Kolleginnen und Kollegen der FLS-Kommission und den Mitarbeitenden der Geschäftsstelle in ein neues FLS-Jahrzehnt aufzubrechen.
Welches waren die grössten Erfolge des FLS in den letzten 30 Jahren?
Schwierige Frage, angesichts von bald 3000 geförderten Projekten aller Art in allen Landesgegenden. Eigentlich ist jedes auch noch so kleine Projekt als Erfolg zu werden, das nachhaltig zur Erhaltung und Aufwertung der naturnahen Kulturlandschaft beigetragen hat. Eine systematische Erfolgskontrolle, durchgeführt vor drei Jahren, hat ergeben, dass die allermeisten geförderten Massnahmen dauerhaft gute Wirkung zeigen. Allerdings sind alle Erfolge des FLS niemals sein alleiniger Verdienst. Sie sind vielmehr dem Engagement der Menschen zu verdanken, die sich mit viel Herzblut und Naturverbundenheit für schöne, ökologisch wertvolle Landschaften einsetzen.
Gibt es herausragende Projekte, die ohne FLS nicht möglich gewesen wären?
In der erwähnten Erfolgskontrolle haben dies mehr als die Hälfte der Projektverantwortlichen bestätigt: Ohne Beitrag des FLS hätten sie ihr Projekt nicht, zumindest nicht gleich gut realisieren können. Wir hören das beispielsweise aus dem Landschaftspark Binntal: Ohne FLS wäre dort der regionale Naturpark wohl nicht entstanden. Der FLS hat wesentlich zum Comeback der Kastanienkultur in der Südschweiz beigetragen. Oder zur Wiederbelebung des Trockenmauerbaus, der von der UNESCO auf die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Oder ein letztes Beispiel: Ohne FLS-Unterstützung wären tausende Hochstammbäume nicht gepflanzt worden.
Was hat sich als Alleinstellungsmerkmal des FLS herausgestellt und bewährt?
Eine bewährte Besonderheit ist sicherlich sein Bottom-up-Ansatz: Im Unterschied zu andern staatlichen Stellen wirkt der FLS nicht flächendeckend und «top-down», sondern er fördert auf Gesuch hin freiwillige Bemühungen «von unten», lokale Initiativen, ganz konkretes Engagement vor Ort. Der FLS will finanzielle und auch beratende Unterstützung möglichst niederschwellig anbieten und unkompliziert, unbürokratisch und rasch leisten.
Welche Akteure waren in der Vergangenheit wichtig und mit welchen Akteuren möchte der FLS die Zusammenarbeit in Zukunft noch intensivieren?
Der FLS ist und bleibt offen für alle – für initiative Einzelpersonen, Organisationen aller Art und Gemeinwesen, die über rechtliche Vorgaben hinaus Mehrwert in der Landschaft schaffen wollen. Sehr erwünscht wären Projekte in Gebieten, wo der FLS bisher keine oder nur wenige Aufwertungen fördern konnte. Der FLS hat diese «weissen Flecken» lokalisiert und will dort gezielt versuchen, Projekte zu generieren.
Welche Möglichkeiten gibt es, den FLS in der Öffentlichkeit bekannter zu machen und eine Sensibilisierung für die Landschaft insbesondere auch bei den jüngeren Generationen zu erreichen?
Die Mittel des FLS sind beschränkt und sollen wie bisher primär für Massnahmen eingesetzt werden, die direkt sichtbare Wirkung in der Landschaft zeigen. Aber die Information der Bevölkerung und ihre Sensibilisierung gehören auch zum gesetzlichen Auftrag des FLS. Dabei ist er auf Multiplikatoren angewiesen, die sich begeistert für Natur und Landschaft einsetzen und dadurch gerade auch junge Leute begeistern können. Mit der zum 30-Jahr-Jubiläum gestarteten Suche nach «innovativen Ansätzen» möchten wir helfen, neue Wege zu finden, neue Methoden und Vorgehensweisen zu entwickeln, das Ausreifen kreativer Projektideen zu fördern. Wir haben die Ausschreibung bewusst sehr offen formuliert: Es könnte um digitale Instrumente gehen, die die Erhaltung naturnaher Kulturlandschaften erleichtern, oder um neue Formen, damit sich die Bevölkerung daran beteiligen kann. Oder um die Weiterentwicklung, die Neuinterpretation von traditionellen Kulturlandschaftselementen, beispielsweise als Antwort auf heutige Bedürfnisse der Bevölkerung, insbesondere am Siedlungsrand in den Agglomerationen.
Kann der FLS einen Beitrag an Lösungen für die aktuellen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts leisten?
Klimawandel und Biodiversitätsverlust, um nur die grössten Herausforderungen zu nennen, sind gewaltige, globale Entwicklungen, die Auswirkungen auf die sich ständig wandelnde Landschaft haben. Sie fordern alle heraus. Auch der FLS will seinen Beitrag leisten, ganz spezifisch, ausgehend von seinem Auftrag, vielleicht klein, aber fein! Zusätzlich zur bisherigen Fördertätigkeit auf Gesuchsbasis will er thematische Akzente zugunsten naturnaher Kulturlandschaften setzen. Dazu werden zurzeit thematische Akzente vorbereitet. Unter dem Titel «FLS-Fokus» sollen in den nächsten Jahren gezielt Schwerpunkte gesetzt und propagiert werden. Als «FLS-Fokus 2022-2023» ist vorgesehen, den landschaftlichen Wert von neuartigen Agroforst-Projekten zu stärken, die Synergien von Wald- und Landwirtschaft nutzen wollen. Die Konzeption dieser Akzentsetzungen ist im FLS noch nicht ganz abgeschlossen.
Wie geht der FLS künftig mit der Gratwanderung zwischen der dynamischen Entwicklung der Kulturlandschaft und den vorhandenen historischen Landschaftselementen um?
Die Rechtsgrundlagen des FLS verpflichten ihn zur Förderung von Projekten zugunsten «naturnaher Kulturlandschaften». Das sind Landschaften, die viel mit Identität und Heimat zu tun haben. Jede Generation entwickelt und definiert ihr Verhältnis dazu wieder neu. Ein Beispiel: In den Agglomerationsgürteln um die Städte, wo vor fünfzig Jahren noch Bauerngüter idyllische Landschaften prägten, sieht es heute ganz anders aus. Aber auch die heutige Jugend hat das Bedürfnis, sich mit der Landschaft zu identifizieren und sich da heimisch zu fühlen. Dem will der FLS Rechnung tragen. Er strebt ja nicht einfach einen museal-konservierenden Schutz traditionsreicher Landschaften an, sondern er will die bewusste Mitgestaltung der Landschaftsentwicklung fördern und dazu auch neue Wege suchen, finden und begehen helfen. Mit diesem strategischen Ziel ist der FLS am 1. August 2021 auf erneuerter gesetzlicher Grundlage in sein viertes Jahrzehnt gestartet.
Originalpublikation
FLS (2021). 30 Jahre Einsatz für Kulturlandschaften., Bulletin Nr. 59, Mai 2021. (S. 3-7)