StartHintergrundPortrait10 Fragen an... Alex Rübel

10 Fragen an… Alex Rübel

Eine Ära geht zu Ende: Am 30. Juni 2020 geht Alex Rübel, der Direktor des Zoos Zürich, in Pension. Der ausgebildete Tierarzt hat den Zoo in den letzten fast 30 Jahren umgekrempelt und modernisiert: Er formulierte ab 1991 einen Masterplan, der den Zoo mit seinen ursprünglich meist kleinen Gehegen zu einem eigentlichen „Naturschutzzentrum“ (Eigenwerbung Zoo Zürich) machen sollte. Allerhöchste Zeit also für ein Interview mit Alex Rübel!

Alex Rübel wurde 1955 in Zürich geboren und ist auch dort aufgewachsen. Geprägt durch die frühe Liebe zum Tier nahm Alex Rübel das Veterinärstudium auf. Als Lehrbeauftragter der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Zürich spezialisierte er sich auf exotische Tiere, doktorierte 1985 auf diesem Gebiet und verfasste verschiedene Beiträge und Fachbücher zu diesem Thema. 1991 wurde Alex Rübel Direktor des Zoo Zürich, den er stark geprägt hat. Neben neuen Anlagen für südamerikanische Tiere, Tiger, Löwe und Schneeleopard entstand unter seiner Leitung als Kernstück der neuen Philosophie der Masoala Regenwald. 2014 entstand der Kaeng Krachan Elefantenpark, und 2020 wird die Lewa Savanne mit der gleichen Zielsetzung eröffnet. Gleichzeitig engagierte sich der Zoo immer stärker in Naturschutzprojekten im Ausland, so etwa im Nationalpark Masoala in Madagaskar. 2006 erhielt Alex Rübel für seine Leistungen den Jahrespreis der Stiftung für abendländische Ethik und Kultur, 2012 den Heini Hediger Award und der Zoo 2019 den Naturschutzpreis des Weltzooverbandes. Überdies engagierte er sich als Präsident des Welt-Zoo-Verbandes (WAZA) und in der IUCN. Autor verschiedener Publikationen (Masoala – Das Auge des Waldes, 2004; Mensch und Tier, 2005). Ende Juni 2020 geht Alex Rübel in den Ruhestand.

Sie als Zoo-Direktor sind sicher sehr naturverbunden. Wann oder wo geniessen Sie die Natur am meisten?
Entweder hier im nahen Zürichbergwald oder im Nationalpark im Engadin.

Beobachten Sie ein Tier lieber in der freien Natur oder im Zoo, bzw. haben Sie den Eindruck, dass die beiden Erlebnisse sich unterscheiden?
Tiere im Zoo zu beobachten ist einfacher, man sieht dort auch Verhaltensweisen, die uns in der Natur verborgen bleiben. Aber letztlich freue ich mich natürlich noch mehr, wenn die Tiere in der Wildnis überleben.

Viele Menschen kommen heute fast nur noch über Tierfilme oder im Zoo mit der Natur in Berührung. Was denken Sie über diese Entwicklung?
Wer keine Tiere mehr physisch erleben kann, verliert auch die Wahrnehmung, dass es sich bei einem Tier um ein Lebewesen handelt. Auf dem Bildschirm unterscheidet nichts mehr das Tier vom Roboter.

Sie haben den Zoo Zürich stark erneuert und laut eigenen Angaben zu einem „Naturschutzzentrum“ gemacht. Welche Aspekte des Zoos sind Ihrer Meinung nach dem Naturschutz gewidmet?
Der Zoo ist dazu da, Menschen für die bedrohte Tierwelt zu begeistern und sie damit zu motivieren, sich für die Natur einzusetzen. Dabei sind unsere edukativen Aktivitäten die wichtigsten.

Was entgegnen Sie den Zoo-Kritikern, die am liebsten alle Tiere befreien würden?
Viele Beispiele zeigen, dass sich unsere Tier im Zoo zu Hause fühlen. Grenzen gibt es überall, auch für uns. Entscheidend sind die Bedürfnisse des Tieres, nicht unsere oberflächlichen Wahrnehmungen.

Viele Tiere haben heute viel grössere und naturnahere Gehege als früher. Weshalb müssen einige wie zum Beispiel die Seehunde oder die Affen noch immer in sehr kleinen Gehegen leben?
Menschaffenanlagen sind geplant, allerdings sind dazu entsprechende Baubewilligungen nötig, die wir noch nicht haben, auch für die Seehunde wird die Zeit kommen. Für neue Gehege war immer mein Ziel, nach bestem heutigen Wissen und Gewissen Neues zu bauen, manchmal muss man dann aber eine etwas längere Vorbereitungsphase in Kauf nehmen, bis dieses Ziel erreicht ist.

Wie viel Zeit pro Woche verbringen Sie im Zoo bei den Tieren, und wie viel im Büro?
Leider heute mehrheitlich im Büro.

Welche Tiere oder Tiergruppe gefällt Ihnen am besten, und weshalb?
Mich interessieren primär die Zusammenhänge unter den Tieren und in der Natur, weniger die Einzeltiere.

Wie viele Vogelarten erkennen Sie an der Stimme?
Leider nur einige wenige, ich freue mich auf etwas mehr Musse nach meinem Rücktritt noch mehr zu erlernen.

Was war Ihre letzte Umweltsünde?
Ich habe gestern ein Rindstatar gegessen.

Und welche gute Tat haben Sie zuletzt für die Umwelt getan?
Hier habe ich mein Auto gegen ein Elektrobike getauscht. In unseren Projekten versuchen wir die letzten intakten Naturgebiete zu erhalten.

Wofür sollten im Umwelt- und Naturschutz mehr Ressourcen zur Verfügung stehen?
Für die Renaturierung von Flüssen und Landschaften.

Was sind Ihrer Ansicht nach die besten Massnahmen, um die Biodiversität in der Schweiz zu retten?
Eine veränderte Landwirtschaft und ein Umdenken in unserem Konsumverhalten.

Haben wir Ihrer Meinung nach noch eine Chance, den Klimawandel abzuwenden?
Der Klimawandel ist unabwendbar, je mehr wir ihn aber verlangsamen können, umso besser.

Was ist Ihre Meinung zu den Klimastreiks der Jugendlichen?
Unsere Kinder tragen die negativen Auswirkungen des Klimawandels, es ist richtig, wenn sie sich wehren. Schade einzig, dass dies auf Kosten der Bildung geht, für mich das Wichtigste, das unsere Jugend erwerben kann.

Was ist Ihr ganz persönlicher Umwelttipp an unsere Leserschaft?
Überlegt kaufen und handeln, positiv bei der Erhaltung unserer Umwelt mitwirken.

3 Kommentare

  1. Danke, lieber Alex Rübel für die guten Tipps. Viel Glück für die neue Lebensphase. Für mich ein Vorbild einer guten Unternehmensführung.

  2. Dr. Rübel hat sicher recht, wenn er sagt, daß der Protest gegen die zunehmende Umweltzerstörung nicht auf Kosten der Bildung gehen darf. Die Proteste während der Unterrichtszeit der «Fridays for Future-Bewegung» können auch in der Freizeit stattfinden. Denn Bildung ist eine gute Grundlage, sich sachgerecht für Umweltbelange einzusetzen.
    Günter Engels, Deutschland

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