StartNewsNaturSteinkauz: Bestandserholung dank koordinierter Anstrengungen

Steinkauz: Bestandserholung dank koordinierter Anstrengungen

Der Steinkauz wird mit grossem Aufwand von BirdLife Schweiz und zahlreichen Partnern gefördert. 2020 wurden 149 rufende Männchen gezählt, rund dreimal mehr als vor zwanzig Jahren. Die Bestandserholung zeigt: Artenförderung funktioniert, wenn Behörden, Naturschutzorganisationen und Landwirte mit finanzieller Unterstützung zahlreicher Geldgeber zusammenarbeiten. Die im Aktionsplan Steinkauz Schweiz definierten Ziele sind aber noch nicht erreicht.

Der Steinkauz wäre als Brutvogel hierzulande beinahe ausgestorben. Anfang dieses Jahrtausends betrug sein Bestand nur noch rund 50 bis 60 Reviere. Er hätte sich damit fast in die Liste an ehemaligen Brutvögeln wie dem Rotkopf- und dem Raubwürger, dem Grossen Brachvogel oder zuletzt dem Rebhuhn eingereiht, die in den letzten Jahrzehnten aus der Schweiz verschwunden sind.

Obwohl zeitweise nur noch wenig Hoffnung für den Steinkauz bestand, trafen BirdLife Schweiz und zahlreiche Partner die Entscheidung, alles für sein Überleben in der Schweiz zu unternehmen. Erste umfassende Schutzbemühungen im Kanton Genf gehen bereits auf die 1980er-Jahre zurück, etwa ab dem Jahr 2000 wurden die Anstrengungen dann auch in anderen Landesteilen verstärkt. Die Aktivitäten konzentrierten sich auf potenziell geeignete Lebensräume und deren Aufwertung. Seitdem werden zahlreiche Massnahmen wie die Pflanzung von Hochstamm-Bäumen und die Anlage von Biodiversitätsförderflächen realisiert. Darüber hinaus werden Wiesen und Weiden naturverträglicher bewirtschaftet, Nisthilfen installiert, Sitzwarten gesetzt sowie Kleinstrukturen wie Buschgruppen, Ast- und Steinhaufen geschaffen. Heute existieren Förderprojekte in Genf, im Freiburger und Berner Seeland, im Tessin, in der Ajoie JU sowie im Dreiländereck bei Basel.

Offener Eichenbestand
Offene Eichenbestände stellen einen Schwerpunkt für den Steinkauz im Kanton Genf dar. © Christian Meisser

Seit 2003 werden die Projekte im Rahmen des Artenförderungsprogramms von BirdLife Schweiz und der Vogelwarte Sempach mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU durchgeführt. In diesem Zusammenhang haben die drei Partner im Jahr 2016 den Aktionsplan Steinkauz Schweiz publiziert. Er fasst die Bestandssituation zusammen, zeigt den akuten Handlungsbedarf auf und benennt Ziele für die langfristige Erhaltung. Die Umsetzung des Aktionsplans ist dank der engen Zusammenarbeit zwischen den Kantonen, BirdLife Schweiz und den zahlreichen Projektpartnern bereits in vollem Gange.

Die Erfahrungen aus den Projekten zeigen: Die Massnahmen entfalten Wirkung. Seit Beginn der Förderungsaktivitäten um 2000 hat der Bestand des Steinkauzes von etwa 50 bis 60 auf 149 Reviere im 2020 zugenommen. Von den umgesetzten Massnahmen profitieren darüber hinaus zahlreiche weitere Tier- und Pflanzenarten. Diese Erfolge sind zu einem grossen Teil den von BirdLife und seinen Partnern getragenen Projekten sowie dem unermüdlichen Einsatz vieler Ehrenamtlicher zu verdanken. Die Finanzierung konnte nur dank der grosszügigen Unterstützung durch zahlreiche private Stiftungen, Kantone, Bund, Fonds und weitere Geldgeber realisiert werden. Für eine langfristige Sicherung der Erfolge ist die Zusammenarbeit mit Bund und Kantonen von grosser Bedeutung.

Die Ziele des Aktionsplans Steinkauz Schweiz sind aber noch lange nicht erreicht. Für das Jahr 2031 werden laut Plan 300 Brutpaare angestrebt. Es gibt also noch viel zu tun. Die Herausforderungen liegen vor allem in der weiteren Aufwertung und Vernetzung der Lebensräume, welche sich ausschliesslich im Landwirtschaftsgebiet befinden. Ein beachtlicher Teil der Landwirte ist offen, sich für den Steinkauz einzusetzen. Jedoch sieht die Agrarpolitik momentan nur für einen Teil der Massnahmen Abgeltungen vor, welche darüber hinaus oftmals nicht kompetitiv sind. Zudem bestehen immer noch zahlreiche biodiversitätsschädigende Subventionen, die sich kontraproduktiv auf die Bemühungen auswirken. Damit das eidgenössische Ziel von 300 Brutpaaren in der Schweiz im Jahr 2031 realisiert und damit der Steinkauzbestand langfristig gesichert werden kann, braucht es vor allem zwei Dinge:

1. eine konsequente Weiterführung der Projekte im Rahmen des Programms Artenförderung Vögel Schweiz von BirdLife Schweiz, Schweizerische Vogelwarte und BAFU zusammen mit den zahlreichen lokalen Partnern zur spezifischen Förderung des Steinkauzes.

2. eine zeitgemässe Subventions- und Agrarpolitik, die geeignete Anreize für den Schutz und die Förderung gefährdeter Arten schafft.

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