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Wo Sie ihr Geld nachhaltig anlegen können

Der WWF Schweiz hat die 15 grössten Schweizer Retailbanken auf Herz, Nieren und Nachhaltigkeit geprüft. Das Resultat ist eher ernüchternd: Nur drei Banken können insgesamt als zeitgemässe Institute bezeichnet werden, die vergleichsweise häufig nachhaltige Grundsätze in ihrer Unternehmensführung sowie im Kerngeschäft umsetzen. Dabei besitzt der Bankensektor viele Mittel und damit grosses Potenzial, um Nachhaltigkeit auch vermehrt in unserer Wirtschaft verankern zu können.

Unser Verdienst sowie Erspartes, das wir vertrauensvoll an unsere Banken zur Aufbewahrung übergeben, liegt keineswegs auf der Reservebank. Im Gegenteil: Es fliesst durch von der Bank getätigte Investitionen und ausgehändigte Kredite in verschiedenste Projekte und Wirtschaftssektoren. Durch die Wahl ihrer Investitionen kann eine Bank folglich wesentlich zur Entwicklung eines Wirtschaftszweiges beitragen. Angesichts dieser Tatsache wäre es wünschenswert, dass die Gelder in umweltfreundliche Projekte fliessen – sprich, dass das Geld nachhaltig angelegt wird. Im Gegensatz dazu stehen Investitionen in umweltschädigende Projekte. Eine Bank, die in dieser Hinsicht kürzlich Schlagzeilen machte, war die Credit Suisse als massgebende Geldgeberin von Trumps Pipeline-Projekt (naturschutzstage.digitalsprout.ch berichtete). «Jeder Franken, den wir der Bank zum Sparen, Anlegen oder Vorsorgen anvertrauen, wirkt sich auf Umwelt und Gesellschaft aus. Für eine zukunftsfähige Entwicklung ist es daher entscheidend, dass Banken auch ökologische und soziale Standards im Kerngeschäft verankern und umsetzen», betont Thomas Vellacott, CEO WWF Schweiz.

Erste Rating-Studie als Wegleiter für Bankkunden

Wem also Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit am Herzen liegen, der entscheidet sich bestenfalls für eine Bank, die ein nachhaltiges Kerngeschäft pflegt. Doch welche Banken setzen nachhaltige Standards in den Bereichen Sparen, Anlegen, Vorsorge, Kredite und Finanzierungen um? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, ist der WWF Schweiz zusammen mit der unabhängigen Ratingagentur Inrate bis zum Kern der Bankgeschäfte von 15 Retailbanken vorgedrungen. Das Endprodukt, die Rating-Studie, liefert durch die erstmalige Bewertung des gesamtheitlichen Nachhaltigkeitsniveaus (Nachhaltigkeit in der Unternehmensführung und im Kerngeschäft) eine einmalige Entscheidungsgrundlage für Bankkunden.

Insgesamt fehlen Visionäre und Vorreiter

Das gesamtheitliche Rating zeigt, dass sich die meisten untersuchten Banken im Mittelfeld ansiedeln: Sie setzen in ihrem Kerngeschäft nur vereinzelt ökologische und soziale Aspekte um. Ebenfalls wird bei der Unternehmensführung nur teils auf Nachhaltigkeit geachtet. Lediglich die Zürcher Kantonalbank, die Berner Kantonalbank sowie die Raiffeisen-Gruppe verfolgen zeitgemässe Nachhaltigkeitsziele und können als Verfolger des vorbildlichen nachhaltigen Entwicklungspfades bezeichnet werden. Vorreiter oder gar Visionäre sucht man unter den geprüften Banken leider vergebens.

Ratingstudie des Finanzplatzes in der Schweiz.
Die grünen Kategorien (Visionäre, Vorreiter und Verfolger) weisen überdurchschnittliche Bewertungen auf. © WWF / Inrate 2017 aus der Rating-Studie «Nachhaltigkeit im Schweizer Retailbanking»
* Das Rating der Raiffeisen-Gruppe fokussiert auf das Retailbanking der Raiffeisenbanken und von Raiffeisen Schweiz.
** Diese Bank hat einen Teil des Fragebogens nicht ausgefüllt, daher konnte ein Teil der Kriterien lediglich basierend auf den öffentlich verfügbaren Informationen bewertet werden.
*** Das Rating der UBS fokussiert auf das Retailbanking-Geschäft der Business-Division «Personal & Corporate Banking» in der Schweiz.

Kerngeschäft verzeichnet grösste Mankos

Insbesondere beim Kerngeschäft verzeichnen die meisten Banken Einbussen: Bei den Sparten Sparen und Anlegen, Vorsorge, Kredite sowie Hypotheken fehlt es an einer konsequenten nachhaltigen Ausrichtung. Dabei besässe gerade das Kreditgeschäft einen grossen Hebel, um mithilfe der Bereitstellung des nötigen Kapitals vermehrt nachhaltige Geschäftsmodelle in unserer Wirtschaft umzusetzen. Bisher werden jedoch weniger als fünf Prozent des gesamten Kreditvolumens für ökologische Finanzierungsprodukte aufgewendet.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den Sparkonten ab. Sie hätten grosses Potenzial für die Umsetzung einer nachhaltigen Strategie. In diesem Fall mangelt es aber vor allem an der notwendigen Transparenz. Oft besteht für Kunden keine genügende Informationslage, um sich gezielt für ein nachhaltiges Sparprodukt entscheiden zu können.

Vorreiter nur in Einzelfällen

Zwar gibt es insgesamt keine Visionärs- oder Vorreiter-Bank, nichtsdestotrotz gehen manche Institute in einzelnen Kategorien mit gutem Beispiel voran. Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang die Vorsorgeprodukte der Raiffeisen-Gruppe. Sie zeichnen sich durch einen besonders hohen Anteil an nachhaltigen Anlage- und/oder Vorsorgeprodukten 3a/b von mehr als einem Viertel aus. In den nächsten Jahren werden sich die Banken hoffentlich – zumindest in einzelnen Geschäftszweigen – vermehrt in die Reihe der Vorreiter eingliedern und zusammen mit den bisher wenigen zeitgemässen Banken die Verfolgung des Entwicklungspfades zum nachhaltigen, visionären Geldinstitut aufnehmen.

Weitere Informationen können Sie dem WWF-Ratgeber für Bankkunden sowie der vollständigen Rating-Studie «Nachhaltigkeit im Schweizer Retailbanking» entnehmen.

5 Kommentare

  1. .. ja, die ALTERNATIVE BANK DER SCHWEIZ, habe ich mich auch gefragt ! Ich habe eine Gründungsaktie und bin ganz stolz. Nachhaltigkeit ist für mich seit vielen Jahren einen Thema ..

  2. Ganz einfach. Weder die Alternative Bank Schweiz ABS noch die Freie Gemeinschaftsbank gehört zu den 15 grössten Retailbanken der Schweiz. Interessant wäre ein Vergleich aber sicher.

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