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Wildschweine fühlen sich sauwohl

Im Kanton Thurgau tummeln sich diesen Herbst derart viele Wildschweine, dass der Kanton die Tiere unlimitiert zum Abschuss freigegeben hat. Allgemein nimmt die Anzahl Wildschweine in Europa immer mehr zu – dank der warmen Winter.

Wildschweine fühlen sich im Kanton Thurgau anscheinend so richtig wohl. Dies jedenfalls lässt die Anzahl erlegter Wildschweine der letzten Jahre vermuten. Diese stiegen seit 1990 deutlich an. Auch diesen Herbst tummeln sich wieder unzählige Schweine im Thurgau. So viele, dass sie vom Kanton zum Abschuss freigegeben wurden – unlimitiert.

Durch die Abschuss-Freigabe sei der Bestand nicht existentiell bedroht, beschwichtigt Roman Kistler, Amtsleiter der Jagd- und Fischereiverwaltung des Kantons Thurgau im Regionaljournal Ostschweiz des SRF. «Man muss sehen, dass der Aufwand zum Wildschweinjagen sehr gross ist. Das liegt hauptsächlich daran, dass sie sehr intelligent und anpassungsfähig sind. Sie lernen sehr schnell, deswegen ist der Aufwand für den einzelnen Jäger sehr gross, bis er ein Tier schiessen kann.»

Ganz Europa betroffen

Das starke Aufkommen der Wildschweine ist nicht nur auf den Thurgau beschränkt. In ganz Europa haben die Bestände in den letzten 30 Jahren zugenommen. Eine Studie aus Wien zeigte, dass nach milden Wintern die Zahl der Wildschweine stark anwächst. Da milde Winter immer häufiger werden, wachsen auch die Wildschweinpopulationen exponentiell. Dieser Ausbreitungsprozess ist noch nicht abgeschlossen, eine weitere Bestandeszunahme in den nächsten Jahren ist wahrscheinlich.

Nicht ganz unproblematisch

Durch das Anwachsen der Bestände sind vor allem bei Landwirten Probleme entstanden, die neu und ungewohnt sind, berichtet die Jagd- und Fischereiverwaltung Thurgau. Dies betrifft vor allem Feldschäden, welche die Schweine im waldnahen Kulturland anrichten. Der Landwirt kann versuchen, durch gewisse Massnahmen das Schadensrisiko zu minimieren. Auch die Waldbewirtschaftung kann einen Beitrag an die Schadensminderung im Feld leisten, indem man versucht, den Sauen wenig Anlass zu geben, den Wald zu verlassen. Auch dank Ablenkfütterungen können die Wildschweine kurzzeitig von den Feldern ferngehalten werden. In Fachkreisen wird jedoch heftig über Sinn und Zweck von solchen Massnahmen diskutiert. Eine verantwortungsvolle Bejagung gilt immer noch als wirksamste Massnahme, Wildschweinschäden längerfristig zu reduzieren.

Verschiedene Faktoren fördern Wildschweine

Die starke Zunahme der Wildschweinpopulation wird einerseits durch günstige klimatische Bedingungen begründet. Bei sehr niedrigen Temperaturen müssen die Tiere viel Energie aufwenden, um ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Deshalb könnten sie im Folgejahr weniger Energie in die Reproduktion und die Aufzucht des Nachwuchses investieren. Wenn die Winter jedoch wärmer werden, ermöglicht dies den Wildschweinen, ihre Ressourcen in ihre Jungtiere zu investieren. Darüber hinaus kosten harte Winter zahlreiche Jungtiere das Leben, wogegen in wärmeren Wintern mehr Frischlinge überleben.

Auch die verfügbare Nahrung ist ausschlaggebend. Wildschweine ernähren sich hauptsächlich von Bucheckern und Eicheln. In sogenannten Mastjahren, in denen Buchen und Eichen besonders viele Früchte trügen, gibt es für die Schweine Nahrung im Überfluss. Solche Mastjahre treten in unregelmässigen Intervallen auf und wurden in den vergangenen Jahrzehnten immer häufiger. Zudem hat der Mensch die Kulturlandschaft in den vergangenen 30 Jahren massiv umgestaltet. So stieg die Anbaufläche von Raps und Mais in diesem Zeitraum um ein Vielfachse, der Ertrag pro Fläche – und damit die verfügbare Wildschweinnahrung – hat sich in gewissen Gebieten nahezu verdreifacht. Zudem sorgt der derzeit laufende Umbau zu naturnahen Wäldern mit hohem Buchenanteil in den nächsten Jahrzehnten großflächig für weitere Nahrung. Der Anstieg der Wildschweinpopulationen wird sich also vermutlich fortsetzen.

1 Kommentar

  1. Meine Rückfrage beim Thurgauer Jagdverwalter auf die Radiomeldung hin hat ergeben, dass an den Abschussbestimmungen nichts geändert hat. Die Bejagung der Wildschweine läuft im Kanton Thurgau wie bisher.
    Im Kanton Zürich sind Ablenkfütterungen verboten, die erlaubte Zahl der Kirrungen (Lockfütterungen) ist beschränkt.

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