StartNewsNaturLuchs wird in Appenzell Innerrhoden erlegt

Luchs wird in Appenzell Innerrhoden erlegt

Eine junge Luchsin irrte seit einigen Tagen in Dörfer der Region Appenzell herum. Wahrscheinlich handelte es sich um ein verwaistes Jungtier. Schliesslich wurde die verhaltensauffällige Luchsin von der Jagdverwaltung erlegt.

Der Luchs ist seit gut 40 Jahren wieder in der Schweiz angesiedelt, nachdem er in weiten Teilen Europas und auch in der Schweiz stark verfolgt und teilweise auch ausgerottet wurde. Heute sind die Luchse vor allem in den Bergregionen der Schweiz wieder zu finden, gerade auch in der Nordostschweiz. In dieser Region musste die junge Luchsin erlegt werde.

Jungtier irrte in Dörfer umher

Seit dem Mittwoch, 10. Oktober 2018, trafen bei der Jagdverwaltung Appenzell täglich neue Beobachtungsmeldungen eines Jungluchses ein. Das weibliche Jungtier wurde in Weissbad, Steinegg und im Dorfkern von Appenzell auf einem Schulhof gesichtet und konnte beim Versuch, in Kaninchen- und Hühnerställe einzudringen, mehrmals gefilmt werden. Die Jagdverwaltung geht davon aus, dass es sich dabei um ein verwaistes Jungtier handelt.

Ein Luchs streift durch eine Siedlung.
Luchsbeobachtung am 17. Oktober 2018 in einem Quartier des Bezirks Schlatt-Haslen. © Jagd- und Fischereiverwaltung Appenzell I.Rh

Abgemagert und Apathisch

Nachdem das Tier schliesslich am Mittwoch, 17. Oktober 2018, um 15.30 Uhr stark abgemagert und apathisch in einem Quartier des Bezirks Schlatt-Haslen zuerst an einem Hundezwinger und dann mitten auf der Quartierstrasse auftauchte, wurde es gemäss Bundesgesetz erlegt. Die junge Luchsin wurde gleichentags zur Untersuchung an das Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin der Universität Bern überstellt.

Circa 190 Luchse leben in der Schweiz

Nach der Wiederansiedlung leben nun, laut WWF Schweiz, wieder circa 190 Luchse in der Schweiz. Diese trennen sich in zwei Populationen – die Population in den Alpen und diejenige im Jura. Als typischer Waldbewohner ist der Luchs im Schweizer Mittelland aufgrund der starken Entwaldung und der Besiedelungsdichte nur selten zu finden. Zwischen 2001 und 2008 wurden mehrere Luchse aus dem Jura und aus den Nordwestalpen in die Nordostschweiz umgesiedelt, seither scheint auch dieser Lebensraum besiedelt zu sein (KORA). Doch beide Populationen sind weiterhin gefährdet.

Nur 50% der Luchsjungen überleben die ersten zwei Jahre

Die Paarungszeit der Luchs ist von März bis April. Während dieser Zeit sind die nachaktiven Tiere zum Teil auch tagsüber aktiv. Das Weibchen ist etwa 10 Wochen lang trächtig, bevor sie zwischen Ende Mai und Anfang Juni wirft. Meisten sind es eins bis vier, zu Beginn blinde, Jungtiere. Auf sich allein gestellt, zieht das Weibchen ihre Jungen auf. Gut zehn Monate bleiben die Jungtiere bei ihrer Mutter, bevor sie sich dann aufmachen und ihr eigenes Revier suchen. Diese Zeit ist auch die gefährlichste für die jungen Luchse. Laut KORA ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Jungtiere ihr erstes und zweites Lebensjahr überleben nur bei 50%.

Ein junger Luchs.
Die ersten beiden Lebensjahren sind für die Jungluchse besonders gefährlich. © HE1958, via pixabay

Weitere Informationen rund um den Luchs finden Sie hier.

14 Kommentare

  1. Erschreckend und erschütternd, wie von sog Fachkräften mit Leben umgegangen wird – einfach abschiessen, statt zuerst sedieren, analysieren und dann erst zu entscheiden, in welche Richtung es gehen soll (Auf-/Durchfüttern und dann Gehegetier / Vorbereitung auf Auswilderung und erst bei effktiver Hoffnungslosigkeit einen finalen Entscheid fällen)

    • Ich teile Ihre Meinung, Herr Hofmann, nur… in den Jagdverwaltungen werden Sie keine Fachkräfte finden! In aller Regel sitzen an den entscheidenden Stellen Jäger und Jäger sind nun wirklich keine Fachkräfte! Auch eine mehr oder (eher) weniger anspruchsvolle Ausbildung zur Jagdprüfung ändert daran nichts! Jagdverwaltungen schützen Jäger und nicht Luchse…

  2. Erschreckend und erschütternd, wie von sog Fachkräften mit Leben umgegangen wird – einfach abschiessen, statt zuerst sedieren, analysieren und dann erst zu entscheiden, in welche Richtung es gehen soll (Auf-/Durchfüttern und dann Gehegetier / Vorbereitung auf Auswilderung und erst bei effktiver Hoffnungslosigkeit einen finalen Entscheid fällen)

  3. Unverständlich dass man das Jungtier einfach abschiesst, statt es zu betäuben, untersuchen, evtl behandeln und wieder freilassen. Aber abschiessen ist viel einfacher. Hier ist eindeutig überhaupt kein Respekt vor Leben. Traurig!!!

  4. Ich weiss, Mutmassungen können problematisch sein, aber etwas kritischer auf die Ursachen von verwaisten Jungluchsen einzugehen, wäre doch nicht zu viel verlangt.
    Könnte es sein, dass Naturschutz.ch der in ihrer Organisation vertretenen Jägerschaft nicht auf den «Schlips» treten möchte?
    Und ist es vermessen, anzunehmen, dass diese Jungluchsin und vermutlich mindestens ein weiteres, unbekanntes Jungtier indirekte Opfer der unter Jägern praktizierten Luchs-Wilderei sind? Der Zeitpunkt der Jagdsaison wäre dazu doch sehr ideal… Da wird doch überall geballert – ein Schuss auf eine Luchsin mit Jungen fällt da nicht auf – und es wäre für den Schützen ein «doppelter Nutzen»… Jäger wissen, dass die Jungluchse selber nur in günstigen Ausnahmefällen durchkommen werden!
    Wäre die adulte Luchsin durch einen zeitlich übereinstimmenden Autounfall umgekommen, dann wüssten die zuständigen Behörden dies. Und am noch nicht zurückgebildeten Gesäuge hätte man auch auf vorhandene Jungtiere schliessen können. Die DNA hätte dann eine Übereinstimmung gezeigt. Derartiges wurde aber nicht verlautet.

  5. Warum wurde das Tier nicht eingefangen und z.B. in einen Wildtierpark verbracht? Oder später ausgewildert? So sinnlos, man mordet einfach!

  6. Man hätte das Tier ja wohl erstmal betäuben können und ihm dann zu Hilfe eilen.. Ich bin fassungslols, so ein seltenes Tier einfach zu erschießen sollte bestraft werden !!!!!!!!!!!

  7. Ich bin ein grosser (Wildtier-)Liebhaber und wahrscheinlich mache ich mich hier gerade sehr unbeliebt, aber ein gezielter Abschuss kann durchaus mit Respekt vor dem Tier und zu seinem Wohl erfolgen. Wieso dieses Verschwörungstheorien in 13 von 13 Kommentaren?!?

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