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Klimagerecht planen und bauen für Mensch und Natur

Der Klimawandel geht nicht spurlos am Siedlungsraum vorbei – hohe Temperaturen und das Risiko für Naturgefahren nehmen zu. Als Gegenmassnahme hilft die Begrünung von Dächern und Wänden, welche auch die Biodiversität fördert. Was es dabei zu beachten gibt, können Sie im neuen Leitfaden von BirdLife Schweiz lesen.

Das letzte Jahr hat einmal mehr gezeigt, dass die Auswirkungen des Klimawandels bereits zu spüren sind. In den nächsten 50 bis 100 Jahren werden sich solche Effekte noch deutlich verstärken. Die Jahresmitteltemperatur wird um 2 bis 4 Grad zunehmen, Hitzetage werden von heute 10 bis 15 auf rund 20 bis 40 pro Jahr ansteigen, und auch die Zahl der Tropennächte wird deutlich zunehmen. In Städten und Agglomerationen werden diese Auswirkungen durch die Erhitzung von Beton und Asphalt noch deutlicher wahrnehmbar sein. Zusammen mit anderen Massnahmen helfen begrünte Dächer und Wände die Temperaturen um einige Grade zu senken, berichtet BirdLife Schweiz in einer Mitteilung.

Kühlen mit Dachbegrünungen und begrünten Fassaden

Die Rückstrahlung von Wärme kann durch begrünte Dächer und begrünte Fassaden deutlich vermindert werden. Intensiv begrünte Dächer helfen an Sommertagen, die Wärme auf Dächern von 60 Grad auf bis zu 30 Grad zu senken, da zum Beispiel Dachbegrünungen nur 40 Prozent der Strahlungsbilanz in fühlbare Wärme umwandeln. Bei unbegrünten Dächern wird rund 90 Prozent der Wärme zurückgestrahlt.

Wird auf das Dach eine Substratschicht von mindestens 20 cm ausgebracht, können Blumenwiesen gedeihen. Mit noch dickerem Substrat kann man gar Dachpärke mit Hecken und kleinen Bäumen gestalten, die zudem als Erholungsraum dienen können. Die dichte Vegetation intensiv begrünter Dächer nimmt auch Wasser auf und sorgt für dessen Verdunstung, wodurch sich das Umfeld zusätzlich um einige Grade abkühlt. Blumenwiesen und Büsche auf dem Dach sind nicht nur gute Wasserspeicher und isolieren die darunterliegenden Wohnungen, sondern dienen auch als Lebensräume für zahlreiche Insekten und Vögel. Damit diese Funktion erfüllt wird, sollen primär einheimische Pflanzen gesetzt werden. Eine extensive Begrünung mit nur wenig Erde, wie man sie heute oft sieht, kann all diese Leistungen nur in geringem Ausmass bringen. BirdLife Schweiz fordert daher, dass intensiv begrünte Dächer, begrünte Wände und Innenhöfe zukünftig Bestandteil jeder Bau- und Zonenordnung sein sollen.

Begrünte Wände helfen gegen den Klimawandel.
Begrünte Wände isolieren im Winter und vermindern die Rückstrahlung von Wärme im Sommer. © BirdLife Schweiz

Begrünte Fassaden erfüllen eine ähnlich temperatursenkende Funktion wie begrünte Dächer. Oftmals sind begrünte Fassaden bei wenig Raum die einzige Möglichkeit, ein wenig Natur in unsere Städte und Agglomerationen zu bringen. Begrünte Fassaden wirken zudem stressmildernd und bieten bei einheimischen Pflanzen ebenfalls Lebensraum für etliche Arten.

Leitfaden Begrünte Wände und Dächer von BirdLife Schweiz
Der BirdLife-Leitfaden erläutert kurz die Funktionen von begrünten Dächern und Wänden und zeigt auf, worauf beim Anlegen von begrünten Dächern und beim Pflanzen von Kletterpflanzen zu achten ist. Der Leitfaden ist für Fr. 4.00 erhältlich bei BirdLife Schweiz, Postfach, 8036 Zürich oder unter svs@birdlife.ch.

3 Kommentare

  1. Es ist schon gut, die vielbeklagte „Wärmeinsel“ Stadt mit Fassaden- und Dachgrün zu kühlen, wie es die Feuerwehr mit Branddecke tut, klüger wäre, die „Brandlast“ zu verringern, das hiesse, die Stadt nicht weiter zu versiegeln, sie vielmehr zu entsiegeln. Eine Menge tiefbaulicher Dummheiten werden gegenwärtig mit angeblicher Verdichtung begründet, auch dort, wo baulich noch kaum verdichtet wird. Verdichtung und Versiegelung sind zwei verschiedene Dinge. Das Facility Management führt Krieg gegen den Boden mit allem, was sich in ihm regt und aus ihm spriesst. Versiegelung blockiert die natürlichen ökologischen Funktionen, Aufnahme, Speicherung und Filterung von Regenwasser, Auf- und Abbau von Biomasse, Bindung von Kohlendioxid. Versiegelung führt zu erhöhter Rückstrahlung des einfallenden Sonnenlichts, als Folge verschlechtert sich das Lokalklima. Das andere, wäre, entlang der Strassen und auf Plätzen und in Höfen Bäumen Zeit und Raum zu geben, über- und unterirdischen. Kein Baum leidet hier zur Zeit unter einer globalen Klimaerwärmung, wohl aber unter Beengung, Versiegelung, Versalzung und Durst, der Baum wird vergiftet und bekommt nicht, was er braucht. Es macht keinen Sinn, die Bäume aus der Stadt zu entfernen und ersatzweise die Fassaden und Dächer zu begrünen. Dies sollen wir zwar an geeigneten Orten tun, und das andere lassen. Strassenbäume sind für das Wohlbefinden der Passanten und Einwohnerinnen und für das Überleben der Kleinfauna unverzichtbar. Der „Ersatz“ eines siebzigjährigen Baums ist kein Ersatz, er wird erst in siebzig Jahren einer sein. Gefährlich sind nicht alte Bäume, wie aus Ämtern immer wieder verlautet, gefährlich für das Stadtklima ist ein Stadtplaner, der die Lebensdauer eines Strassenbaums mit 20 Jahren angibt. Gefährlich sind Strasseninspektorate, welche das Abholzen von Alleen „zur Verkehrssicherheit“ (oder für Velowege) betreiben.

    • Eine nötige, wichtige Information, danke!
      Ja, Bäume an unseren Strassen haben keinen Platz mehr…Da ist schon so viel dem Verkehr, der zügigen Reinigung und der angeblichen Sicherheit geopfert worden, dass erst die Einsicht eine Entdichtung/Umgestaltung bewirken kann, was wohl noch einige Zeit braucht….

  2. Wir bauen heute Häuser von gestern für Menschen von morgen.
    Leider noch immer. Eigentlich dürften nur noch Bauten mir dem plus-standard gebaut werden und die alten müssten richtig saniert werden. Und wie steht es mit der Mobilität, und dem übrigen Konsum.
    Zum Trost: Natur wird es auch nach uns Menschen geben.

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