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Ihr Garten für mehr Igel

Ist man spätabends draussen unterwegs, ist die Chance gross, dass man einem Igel über den Weg läuft. Im Herbst sind sie besonders aktiv und suchen eifrig nach Nahrung, um sich den nötigen Winterspeck anzufressen und sich für die kalten Wintermonate zu wappnen.

Wie erste Ergebnisse der gross angelegten Igelerhebung durch SWILD ergeben haben, ist das Verbreitungsgebiet von Igeln in der Stadt Zürich heute kleiner als noch vor einigen Jahren. Wohingegen im Jahr 1992 die Verbreitung von Igeln fast flächendeckend war, zeigt sich heute ein anderes Bild: Die Verbreitung weist grosse Lücken auf und ist mosaikartig. Das bedeutet, dass in manchen Stadtteilen, wie beispielsweise in der Milchbuck-Region keine Igel mehr nachgewiesen werden können. Dadurch kann man schlussfolgern, dass die Igelpopulation in Zürich abnehmend ist. Diese ist keine Ausnahme. In Grossbritannien ist innerhalb den letzten 15 Jahren die Zahl der Igel um ca. 30 Prozent gesunken. Noch konnten die genauen Gründe, wieso die Zahl der Igel europaweit abnimmt, nicht herausgefunden werden. Zunehmender Verkehr, Verlust an Lebensräumen und Nahrungsquellen sowie Verbauung sind sicherlich wichtige Punkte. SWILD forscht weiter in diese Richtung, um Antworten zu bekommen.

Wollen Sie es den nachtaktiven Säugern ein bisschen einfacher zu machen und ihnen helfen, hier ein paar nützliche Informationen und Tipps

Der igelfreundliche Garten

Zu den Hauptnahrungsquellen der Igel gehören Schnecken, Würmer, allerlei Insekten und auch eine Schale mit Katzenfutter wird nicht verschmäht. Das macht sie zu perfekten, natürlichen Schädlingsbekämpfern. Ihre Nahrung suchen sie vor allem auf offenen, naturnahen Grünflächen, die umgeben von Hecken sind. In den Hecken oder Büschen können sie schnell Zuflucht finden und sich tagsüber verstecken. Sie bewegen sich gerne entlang von Linienstrukturen, um von einem Futterplatz zum nächsten zu kommen. Deshalb bilden naturnahe, heckenreiche Landschaften einen idealen Lebensraum für sie. Zäune oder Absätze können schnell zum Problem für Igel werden. Deswegen sollten sie Durchlässe oder Öffnungen einbauen, der den Igeln die Weiterreise in den nächsten Garten ermöglicht. Bereits Absätze, die höher als 10 – 15 cm sind, stellen für den Igel ein Problem dar.

Igel im Garten.
Igel im Garten. © Christine Dobler Gross

Mehr Asthaufen!

Für viele Menschen bedeutet ein schöner Garten, dass er frei von Laub- und ungewolltem Grünmaterial ist. Liegen gelassene Laub-, Zweig- oder Komposthaufen sind jedoch sehr wichtig für Igel und bieten Schutz vor Wind und Wetter. Gerade im Winter benötigen Igel warme, trockene und ungestörte Unterschlupfmöglichkeiten. Zudem werden Laub und Streue als Nistmaterial genutzt. Schon heute bauen viele Igel unnatürliches Material in ihre Nester mit ein, weil es einfacher zu finden ist.

Lassen Sie doch einmal einen Laubhaufen über den Winter hinweg liegen. Vielleicht bietet er ein tolles Winterquartier für einen kleinen stacheligen Mitbewohner.

Laubhaufen für Igel übrig lassen.
Laubhaufen für Igel übrig lassen. © onnola [CC BY-SA 4.0], via flickr

Wer Igel mag, verzichtet auf den Gebrauch von Schneckenkörnern und anderen Bioziden. Fressen Igel vergiftete Schnecken kann dies zu schwerwiegenden Vergiftungen bis hin zum Tod führen. Zudem sollte unbedingt auf Motorsensen verzichtet werden. Diese sind, nach dem Autoverkehr die häufigste Verletzungs- und Todesursache von Igeln durch Menschenhand. Die Tiere bauen sich gern unter Hecken ihren Unterschlupf und können durch ihre gute Tarnung oft nicht rechtzeitig, vor dem Einsatz der Motorsense, erblickt werden. Auch Mähroboter können für Igel gefährlich werden und sollten daher ab dem späten Nachmittag nicht mehr laufen gelassen werden. Pro Igel empfiehlt ausserdem, aus Rücksichtnahme gegenüber den Igeln möglichst auf Laubsauger und -bläser zu verzichten.

Augen auf, liebe Autofahrer

Mit ihren Stacheln sind sie perfekt ausgerüstet gegen fast jeden Feind. Lediglich der Dachs ist mit seinen starken Krallen in der Lage, den eingekugelten Igel zu öffnen und zählt somit zum einzigen natürlichen Feind des ausgewachsenen Igels. Ein anderer Feind, gegen der Igel mit seinen angeborenen Abwehrmechanismen komplett machtlos ist, ist der Autofahrer. Bei Gefahr im Verzug bleibt der Igel an Ort und Stelle stehen und kugelt sich ein, anstatt wegzurennen, wie so viele andere Tiere. Er ist es gewohnt, dass er durch seine Stacheln gut geschützt ist. Dies wird ihm beim Zusammentreffen mit einem herannahenden Auto allerdings zum Verhängnis. Gegen das Gewicht des Autos können seine vielen Stacheln nichts ausrichten. Aus diesem Grund halten Igelstationen, Naturschutzverbände und Igelliebhaber alle Autofahrer dazu an, speziell im Herbst langsam zu fahren und die Augen offen zu halten.

Hände weg von Igelnestern

Igelnester finden sich an den ungewöhnlichsten Orten. Im Komposthaufen, unter einem abgestellten Auto oder in der Hecke vor dem Haus. Egal ob die Mutter anwesend ist oder nicht, wenn man ein solches Nest findet, bitte sofort Finger weg. Wurde es unwissentlich beschädigt, so sollte das Nest bestmöglich wiederhergestellt und danach in Ruhe gelassen werden. Das Nest und die Umgebung sollten nicht mit blossen Händen angefasst werden, da die Mutter es sonst verlassen könnte, ohne ihre Jungen mitzunehmen. Igel sind Wildtiere und sehr empfindlich, Igelmütter können im schlimmsten Fall in Panik geraten und ihre Jungen totbeissen. Hat die Mutter genug Ruhe, wird sie das Nest wieder beziehen oder mit ihren Jungtieren in einen neuen Unterschlupf umziehen. Finden Sie ein Nest, das an einem sehr ungeeigneten Ort gebaut worden ist und durch die menschliche Aktivität nicht erhalten werden kann, so soll unbedingt eine geeignete Fachstelle kontaktiert werden, die eine fachgerechte Evakuierung der Igelfamilie durchführt.

Was tun, wenn man einen hilfsbedürftigen Igel findet?

Allmählich suchen sich die Igel eine Unterkunft für ihren Winterschlaf. Bis Ende November können Igel nach wie vor unterwegs sein, Jungtiere sogar noch in den ersten Dezembertagen. Trifft man also jetzt in der Dämmerung oder Nacht auf einen Igel, ist dies nichts Ungewöhnliches und sie brauchen keine Hilfe. «Schwache, verletzte, kranke oder elternlose Igel, die zum Überleben Unterstützung brauchen, sind häufig daran zu erkennen, dass sie sich am Tag zeigen. Normalerweise sind Igel nachtaktiv», so Lucia Oeschger, Kampagnenleiterin bei Vier Pfoten Schweiz. Pro Igel rät davon ab, dass besorgte Tierfreunde einen aufgefundenen Igel einfach mit sich nach Hause nehmen. Denn die gut gemeinte Hilfe kann oftmals eher schädlich als nützlich sein, wenn die sympathischen Stachelträger plötzlich aus ihrem vertrauten Umfeld herausgerissen werden. Nur wenn das Tier offensichtlich abgemagert ist oder apathisch wirkt, sollte man es zu einem Tierarzt oder einer Igelstation bringen. Professionelle Igelstationen finden sich in jedem Kanton und sollten, bevor der Igel einfach eingepackt wird, kontaktiert werden. Unter diesem Link sind die Igelstationen in der Schweiz aufgeführt.

Findet man einen offensichtlich hilfsbedürftigen Igel und hat den Rat von Experten eingeholt, sollte der Igel behutsam mit Handschuhen eingefangen und in einem Katzentransportkorb zu der nächstgelegenen Igelstation gebracht werden. Die Pflege erfordert sehr viel Sachverstand, Zeit und Geld und sollte von Experten oder unter deren Anleitung durchgeführt werden.

Ab einem Gewicht von 500 Gramm sind Igel in der Regel ausreichend gewappnet, um im Spätherbst in den Winterschlaf zu gehen. Sollten Sie im Spätherbst einen Igel finden, der weit weniger als dieses Gewicht aufweist, kontaktieren Sie eine geeignete Fachstelle.

Igel gesichtet!

Sind sie draussen unterwegs und läuft ihnen ein Igel über den Weg, melden Sie Ihre Schweizweiten Beobachtung auf der Webseite von Stadtwildtiere. Ihre Beobachtungen fliessen in laufende Forschungen mit ein und leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhebung der Igelpopulation der Schweiz.

2 Kommentare

  1. Mir ist noch nie ein Kind begegnet, das kein Herz für Igel hatte. Igel müssen von Garten zu Garten wandern können, ohne auf
    die Strasse ausweichen zu müssen. KindergärtnerInnen,LehrerInnen, Eltern: schickt die Kinder in den Garten mit einem GROSSEN Apfel – wenn sie den einfach unter dem Zaun durchdrücken können, dann schaffts ein Igel auch. Kinder können auch in ihrem Quartier aktiv werden und bei den Nachbarn darum bitten, den Apfel-Igeltest machen zu dürfen!Falls kein Durchkommen ist, lassen sich Öffnungen mit der Zange erstellen (das macht dann der Hausbesitzer besser selber…)

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