StartTippsNachhaltig lebenGuppy Friend Waschbeutel - kein Durchkommen für Mikroplastik

Guppy Friend Waschbeutel – kein Durchkommen für Mikroplastik

Tagtäglich und unaufhörlich bahnt sich Mikroplastik aus unserer Kleidung seinen Weg in die Flüsse und Ozeane – zum Leid derer Bewohner. Der Waschbeutel von Guppy Friend schiebt dieser Angelegenheit einen Riegel vor und soll helfen, auf das Mikroplastik-Problem aufmerksam zu machen.

Ob Lycra, Nylon, Polyester oder Viskose: Kunstfasern sind in fast jedem Kleidungsstück enthalten, wovon mit jeder Wäsche winzige, von Auge nicht erkennbare Faserstücke abbrechen. Auf diese Weise generieren wir Mikroplastik, der mit dem Abwasser in unsere Fliessgewässer, Seen und Meere transportiert wird. In einer Stadt wie Berlin endet pro Tag Mikroplastik in der Grössenordnung von 540’000 Plastiktaschen im Abwasser (UC Santa Barbara). Weltweit beläuft sich der jährliche Eintrag von Mikroplastik, allein aus unserer Kleidung, auf 190’000 Tonnen (Eunomia, 2016). Im Einzelfall mag die Menge gering erscheinen, global betrachtet, kann aber kaum von einem kleinen Problem die Rede sein.

Mirkoplastik gelangt über Umwege wieder zu uns

Hat sich das Plastik einmal den Weg in die Ozeane gebahnt, sammeln sich an der Oberfläche der Mikroteilchen Bakterien und toxische Chemikalien an. Fische, Muscheln, Krabben und andere Meeresbewohner verwechseln das Mikroplastik mit ihrer Beute und stillen sich damit den Hunger. Die Folgen können fatal sein: über Störungen in der Verdauung oder bei der Fortpflanzung bis hin zum grausamen Hungertod. Ausserdem reichert sich das Mikroplastik entlang der Nahrungskette an. So kommt es, dass der Mikroplastik zum Beispiel in Form eines Fischfilets wieder bei uns zu Hause landet, nur dann in vielfach konzentrierter Menge – der Kreislauf wäre damit geschlossen.

Waschbeutel bietet pragmatische Lösung

Zwei innovative Köpfe aus Deutschland haben sich zum Ziel gesetzt, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Alexander Nolte und Oliver Spiess haben in jahrelanger Pionierarbeit den Guppy Friend Beutel entwickelt, der die im Waschgang abgesonderten Mikrofasern der Kleidung auffängt. Den Erfindern ist bewusst, dass der Beutel nicht vermag, das Mikroplastik-Problem aus der Welt zu schaffen und auf lange Sicht die Entwicklung neuer, plastikfreier Textilien anzustreben ist. Bis es aber so weit ist, bietet der Waschbeutel eine pragmatische, erschwingliche und in absehbarer Frist umsetzbare Lösung. Zudem soll der Waschbeutel auch als Kommunikationswerkzeug dienen, um auf die Problematik aufmerksam zu machen.

Der Guppy: Namensgeber und Profiteur des Guppy Friend Waschbeutels. © basuka, via pixabay

Und wie funktioniert der Waschbeutel?

Der Waschbeutel besteht aus unbehandeltem, fein verwebtem Hightech-Material, das aufgrund der stabähnlichen Struktur selber keine Mikrofasern freisetzt. Die Anwendung ist vergleichbar mit der eines Wäschenetzes für Feinwäsche, also ganz simpel: Zuerst die synthetische Kleidung rein in den Beutel, den Beutel wiederum rein in die Waschmaschine und dann geht es rund! Während des Waschgangs hält der Beutel die Mikrofasern wie ein Filter zurück. Am Ende des Waschgangs heisst es dann wieder Beutel raus aus der Maschine und Kleidung raus aus dem Beutel auf den Wäscheständer. Zurück bleibt ein kleines Häufchen aus Mikrofasern, das nun im Abfall entsorgt werden kann.

Der fein verwebte Hightech-Stoff des Guppy Waschbeutels hält Mikrofasern zurück.
Der fein verwebte Hightech-Stoff hält Mikrofasern zurück. © Stop! Micro Waste, via Langbrett.

Und am Ende seiner Lebensdauer – welche beim Test-Waschbeutel übrigens noch nicht erreicht wurde – kann der Beutel, mit Ausnahme des Reissverschlusses, recycelt werden.

Menge an Mikrofasern kann variieren

Erste Nutzer des Beutels waren ob der kleinen Menge an aufgefangenen Mikrofasern «enttäuscht». Aber keine Angst das liegt nicht an der Wirkung des Beutels, sondern schlichtweg daran, dass sich erst im Laufe mehrerer Waschgänge eine gewisse Menge anhäuft. Dann lässt sich mit den gesammelten Mikrofasern aber gut und gerne ein Einmachglas füllen. Ausserdem wird die Kleidung dank des Beutels geschützt, wodurch von Beginn weg weniger Mikrofasern abgespalten werden. Daher lohnt es sich auch, Kleidung aus natürlichen Fasern im Waschbeutel zu waschen und damit die Haltbarkeit Ihrer Lieblingsstücke zu verlängern.

Mikrofasern in Guppy Friend Waschbeutel.
Erst nach einigen Waschgängen lässt sich die Menge an freigesetzten Mikrofasern erahnen. © Stop! Sicro Waste, via Langbrett

Bei den anfänglichen Testdurchläufen wurde zudem deutlich, dass die Abspaltung von Mikrofasern von vielen Faktoren beeinflusst wird. So spielen die gewählte Waschtemperatur – Polyester löst sich ab 60 Grad Celsius auf – und der vorherrschende pH-Wert eine zentrale Rolle. Im Allgemeinen werden mehr Fasern abgespalten, je älter die Kleidung ist und weniger, je neuer die Waschmaschine.

Erhältlich in Outdoor Shops in der Schweiz

Ursprünglich konnte der Guppy Friend Waschbeutel nur online bestellt werden, doch nun wurde der Markt erweitert. In der Schweiz ist er inzwischen bereits in einigen Läden erhältlich, so zum Beispiel im Jack Wolfskin oder auch im Transa.

Bisher wurden bereits Tausende der Guppy Friend Waschbeutel verkauft. Und wer weiss, vielleicht können auch Sie sich schon bald zu den Freunden des Guppies zählen. Er wird es Ihnen zusammen mit den restlichen Meeresbewohnern danken.

Alexander Nolte und Oliver Spiess sind Mitbegründer der Firma Langbrett, einem Zusammenschluss von Surfern, Skatern und Naturliebhabern mit dem Ziel nachhaltige Kleidung für den Outdoor-Bereich herzustellen. Im Rahmen Ihres Nebenprojekts «STOP! MICRO WASTE» haben Sie den Guppy Friend Waschbeutel entwickelt, um einerseits das Mikroplastik-Problem in unseren Flüssen und Ozeanen zu mindern und andererseits die Aufmerksamkeit darauf zu lenken.

20 Kommentare

  1. Guten Tag,
    Es ist eine sehr gute Sache finde ich. Wo kann ich diesen Guppy Beutel kaufen?
    Mit freundlichem Gruss
    Barbara Hunziker

    • Guten Tag Frau Hunziker,

      Es freut mich, dass Sie Interesse an einem der Waschbeutel haben. Momentan kann der Guppy Friend lediglich per Email an us@langbrett.com bestellt werden.

      Liebe Grüsse

  2. Gute Idee, aber kann man nicht besser das Flusensieb/Fremdkörperfalle in der der Waschmaschine austauschen bzw. präparieren?

    • Guten Tag Herr Langguht

      Ich kann mir vorstellen, dass dies ebenfalls ein guter Ansatz wäre. Die beiden Erfinder haben auch verschiedenste Alternativen – möglicherweise auch Ihre – getestet und kamen zum Schluss, dass ein Waschbeutel die pragmatischste Lösung ist und schnell umgesetzt werden kann. Möglicherweise ist es auch schwieriger, den Waschmaschinenfilter regelmässig zu reinigen oder es würden sich zu viele Partikel am Filter festsetzen (da für die Mikrofasern nur ein Filter mit sehr kleiner Porengrösse in Frage kommt).

      Aber auf alle Fälle vielen Dank für Ihren Hinweis.

      Liebe Grüsse

    • viskose ist aus regeneratfasern, gemäss wikipedia: Regeneratfasern sind Fasern, die aus natürlich vorkommenden, nachwachsenden Rohstoffen über chemische Prozesse hergestellt werden. Dabei handelt es sich vor allem um Zellulosederivate aus Holz. Gemeinsam mit den synthetischen Chemiefasern zählen sie zu den Chemiefasern und sind keine Naturfasern.

      es wird sehr viel chemie benötigt um aus der rinde cellulose zu machen.

      daher ist viskose auch nicht besser als nylon usw.

  3. Leider Fehlkauf.
    An sich es es eine gute Sache. Ich habe den Guppyfriend bestellt und leider ist dabei durch das starke «Rumpeln» des Beutels in der Maschine meine Gummidichtung der Waschmaschine fast kaputtgegangen. Was der Hersteller nicht erwähnt, dass man um eine starke Rotationsbewegung zu vermeiden, noch weitere Wäsche neben den Guppyfriend in die Maschine legen muss, damit so etwas nicht passiert. Zumal sonst viel zu viel Wasser bei so wenig Wäsche, die in den Guppyfriend passt (man kann ihn nur zur Hälfte befüllen) verbraucht und somit auch keine nachhaltige Lösung ist.
    Wer genug synthetikfreie Wäsche immer mitwaschen kann, für den ist das Produkt eine gute Lösung.
    Wer das nicht kann, der wäscht leider nur eine sehr kleine Menge der gesamtwäsche plastikfrei 🙁

  4. Und warum genau soll dieses Beutelmaterial Mikroplastik in der Waschmaschine zurückhalten können, nicht aber in Filteranlagen von Kläranlagen eingesetzt werden können, wo es nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein bliebe …?

    • und wie putzt du den filter dann nachher…? besser möglichst wenig kunstfasertextilien kaufen, wäre der bessere ansatz. wenn es gar die eskimos schaffen, ohne kunstfasern, eisiger kälte zu trotzen, sollten wir vielleicht mal anfangen zu überlegen wohin uns das ach so komfortable, leichte konsumieren in zukunft bringt…

  5. Ich habe den guppyfriend seit 2 Jahren in Benutzung und ärgere mich so sehr, dass ich ihn wieder weglasse. Die Wäsche kommt dreckiger raus als sie vorher war. Das flüssigwaschmittel sammelt sich und bildet weiße Flecken, die faserstücke sammeln sich auf dem Stoff. Wenn ich ihn weglasse, habe ich diese Probleme nicht. Und die umwucht ist ziemlich heftig.

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