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Die Rückkehr der Mehlschwalben

Vogelfreunde aufgepasst! Schon bald können wir hierzulande wieder Mehlschwalben beobachten, eine emsige, putzige und leider gefährdete Schwalbenart.

«Wo die Schwalbe nistet am Haus, ist das Glück zuhaus.» Und schon bald kehrt das Glück wieder bei uns ein. Denn wie jedes Jahr kommen Mitte April die Langstreckenzieher aus Afrika, ihrem Winterquartier, zurück in unsere Breitengrade, um sich auf die kommende Brutsaison vorzubereiten. Es lohnt sich also schon bald Ausschau nach den Mehlschwalben zu halten, welche wahrlich ein Blickfang sind: Ein metallisch glänzendes blau-schwarzes Gefieder ziert ihre Oberseite. Im Gegensatz dazu stehen ihre Körperunterseite und der Bürzel, welche in reinweiss gehalten sind. Bis Ende des Sommers bleiben uns die Gäste aus dem Süden erhalten, bevor sie sich wieder zusammenfinden, um gemeinsam den Weg zurück in den Süden anzutreten.

Verwechslungsgefahr Rauchschwalbe

Für weniger geschulte Augen, besteht die Verwechslungsgefahr mit dem Artgenossen der Mehlschwalbe, der Rauchschwalbe. Die Mehlschwalbe hat im Vergleich einen gedrungeneren Körperbau mit kürzeren Flügeln und Schnabel sowie einem relativ kurzen Schwanz. Ebenfalls unterscheiden sich die zwei Schwalbenarten in der versetzten Ankunft im Sommerquartier: So können Rauchschwalben schon anfangs April gesichtet werden. Und das offensichtlichste Unterscheidungsmerkmal ist das für Rauchschwalben charakteristische kastanienrote Gesicht.

Die Rauchschwalbe gehört zu den Langstrecken-Zugvögeln.
Die Vögel sind wohl die Tierklasse mit dem grössten Anteil an Migranten. Zu diesen Migranten gehört beispielsweise auch die Rauchschwalbe: Sie verbringt den Sommer bei uns und zieht zur Überwinterung nach Mittel- oder Südafrika. © Dennis [CC BY-ND 4.0], via flickr

Aufwendiger Nestbau

Sind die Mehlschwalben erst bei uns angekommen, steht die Suche nach einem geeigneten Brutplatz, für die hoffentlich eintreffende Jungenaufzucht, an erster Stelle. Für die Brut bevorzugt die Mehlschwalbe steile Felswände, wie sie in der Schweiz nur noch im Tessin oder Wallis vorkommen. Doch die Insektenfresser wissen sich zu helfen: In Siedlungsgebieten nutzen sie stattdessen verputzte Hauswände unter Dach- oder Mauervorsprüngen.

Nest von Mehlschwalben besteht aus Lehmkügelchen.
Das Nest wird in einer aufwändigen Bauweise aus einzelnen Lehm-Kügelchen hergestellt. © Georg_Wietschorke, via pixabay

Ist ein optimaler Brutplatz gefunden, beginnt der Bau des Nestes, bei welchem kleine Kügelchen aus Ton und Lehm als Baumaterial und Speichel als Mörtel dienen. Die emsigen Schwalben verarbeiten dabei bis zu 1500 solcher Lehm-Kügelchen während 8 bis 18 Tagen, bis ihr halbkugelförmiges Nest fertiggestellt ist. Oft sind Mehlschwalben keine Einzelgänger und schliessen sich zu Kolonien zusammen bestehend aus mehreren, selten sogar Hunderten, Nester.

Untreue kommt auch hier vor

Mit der abgeschlossenen Fertigung der Behausung beginnt gegen Mitte Mai die Eiablage des Weibchens – vier bis fünf Eier sind es im Durchschnitt. Und nach rund 15 Tagen Brutzeit erblicken die ersten Mehlschwalben-Jungen das Licht der Welt. Trotz der steten Überwachung durch das Männchen verpaart sich das Weibchen mit der Konkurrenz, wodurch sich unter die Nestlinge auch Kuckuckskinder schleichen – 15 Prozent der Jungtiere teilen ihre Gene nicht mit dem aufziehenden Männchen, sondern einem männlichen Konkurrenten.

Auf Insektenjagd im Sturzflug

Um die hungrigen Mäuler der Jünglinge zu stopfen, gehen die Mehlschwalben auf Insektenjagd. Insbesondere im Hochsommer kann man das Spektakel gut beobachten: Die Elterntiere machen sich dann besonders oft auf zur Nahrungssuche. Im Flug machen sie Jagd auf Mücken, Fliegen und Blattläuse, wobei sie während 23 bis 30 Tagen, die Dauer der Nestlingsphase, für jedes Jungtier bis zu 150’000 Insekten sammeln.

Brutplätze und Baumaterial werden rar

Momentan ist die Mehlschwalbe noch ein viel gesehener Gast in Mitteleuropa. Doch die Frage ist für wie lange noch? Denn seit Ende der 1980er Jahre werden von Saison zu Saison weniger Brutpaare gezählt. Seit 2010 ist die Mehlschwalbe auf der Roten Liste vertreten und gilt als «potenziell gefährdet».

Mehlschwalben suchen im Lehm Material für ihre Nester.
Mehlschwalben (und hier übrigens auch Rauchschwalben) sammeln Baumaterial für ihre Nester. © J. Triepke [CC BY 4.0], via flickr

Oft fehlt es im Siedlungsraum an unverbauten, feuchten Naturböden und als Folge an genügend Ressourcen für den Nestbau. Dem kann mit dem Bereitstellen von Nistkästen teilweise entgegengewirkt werden. Sie können gerne auch gleich selbst Hand anlegen und Ihr eigenes Schwalbennest bauen. Die gefiederten Bewohner werden es Ihnen danken! Mancherorts scheitert der Bruterfolg der Mehlschwalbe an der fehlenden Akzeptanz der menschlichen Anwohner. Sie stören sich an den durch Kot verschmutzten Fassaden und entfernen daher Nester mutwillig.

Für uns eher schwer beeinflussbar aber scheinbar nicht minder relevant ist zudem der Rückgang der Populationen in den Überwinterungsgebieten. Es wird vermutet, dass der übermässige Einsatz von Pestiziden und die Jagd sich negativ auf die Mehlschwalben auswirken.

Schwalben fliegen Nester unter dem Dachrinne an.
Selbstgebaute Nester werden von den Mehlschwalben rege genutzt. © Hans, via pixabay

Weitere Informationen zur Mehlschwalbe finden Sie auf den Websites von BirdLife Schweiz und dem NVV Höngg.

1 Kommentar

  1. Vielen Dank für den schönen Artikel. Allerdings ist die Mehlschwalben kaum mehr als Felsenbrüterin zu betrachten. Die Art zählt zu den Gebäudebrütern und eines ihrer Hauptprobleme ist die geringe Akzeptanz von Hausbesitzern und Bewohnern wegen der Kotverschmutzungen. Mit einfachen Kotbrettern kann dieses Problem meist gelöst werden. Das Entfernen der Nester ist während der Brutzzeit verboten und auch ausserhalb der Brutzeit sind die Nester in einigen Kantonen unter Schutz gestellt. In jedem Fall sollte mit der kantonalen Jagd- und Fischereiverwaltung Kontakt aufgenommen werden, bevor Hand an die Nester gelegt wird. Auf der letzten Abbildung sind übrigens Kunstnester zu sehen, keine selbst gebauten Nester.

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