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Auf der Fährte der Waldschnepfe

Über kaum eine andere einheimische Vogelart ist so wenig bekannt wie über die Waldschnepfe. Ornithologen versuchen dem unauffälligen Tier mit dem wunderschönem Tarngefieder mit Sendern und gezielter Suche auf die Spur zu kommen. Denn auch die Waldschnepfe bedarf Schutz.

Artikel aus CH-Wildinfo 1/2018. Ungekürzte Fassung erschienen bei der Schweizerischen Vogelwarte.

Der einzige Zeitpunkt, wenn Waldschnepfen auffallen, ist im Frühling während der Balz. Dann fliegen die Männchen in der Abend-dämmerung und der frühen Nacht über den Bäumen und über Waldlichtungen, und lassen ihre charakteristischen Balzrufe hören. Die Kombination aus tiefen, knurrenden Lauten und dem scharfen, hochfrequenten Pfiff kann nicht verwechselt werden. Die auffälligen Lautäusserungen ermöglichen es, mit vergleichsweise geringem Aufwand die Präsenz balzender Männchen festzustellen. Allerdings geben diese weder Informationen über die Anwesenheit von Weibchen, noch über die bevorzugten Neststandorte, über Fortpflanzungserfolg oder über die Anzahl Individuen in einer Population Auskunft.

Mit standardisierten Revierkartierungen kann die Waldschnepfe zur Brutzeit nicht erfasst werden. Um im neuen Brutvogelatlas eine realistische Verbreitungskarte abbilden zu können, forderte die Vogelwarte im Jahr 2015 die Atlasmitarbeitenden auf, gezielt nach der Waldschnepfe, also in der abendlichen Dämmerung nach balzenden Männchen, zu suchen.

Kaum mehr Waldschnepfen im Mittelland

Die wichtigste Regel lautete dabei: Auch eine erfolglose Suche musste gemeldet werden. Das eindrückliche Resultat: Während insgesamt 672 abendlichen Kontrollen wurden 273 mal balzende Schnepfen gefunden, und 399 mal nicht. Zusammen mit allen weiteren Waldschnepfen-Meldungen aus den drei anderen Atlasjahren ergibt sich eine Verbreitungskarte, die für die ganze Schweiz auch für diese nur schwierig erfassbare Art repräsentativ sein dürfte.

Die Karte zeigt, dass sich an der Verbreitung der Waldschnepfe im westlichen Jura und entlang des Alpennordrandes seit dem letzten Brutvogelatlas 1993–1996 nichts geändert hat. Die Waldschnepfe ist in diesen Regionen weit verbreitet. Aus dem Mittelland ist sie hingegen in den letzten zwanzig Jahren fast vollständig verschwunden, und auch im östlichen Jura gibt es grössere Lücken. Demgegenüber sind in den Alpen neue Nachweise dazugekommen, insbesondere in Graubünden, aber auch im Tessin. Allerdings ist anzunehmen, dass es sich bei den wenigsten wirklich um neue Vorkommen handeln dürfte. Vielmehr existierten sie wohl schon damals, waren aber nicht bekannt, weil man sie nicht gezielt gesucht hatte.

Verbreitungskarte der Waldschnepfe in der Schweiz.
Verbreitungskarte der Waldschnepfe in der Schweiz, basierend auf den Daten für den Brutvogelatlas 2013–2016. © Vogelwarte

Besenderte Tiere helfen bei Kartierung

Um den Rückgangsursachen auf die Spur zu kommen, hat das Bundesamt für Umwelt BAFU eine Studie in Auftrag gegeben, die vom Centre Suisse de Cartographie de la Faune CSCF in Neuenburg koordiniert wird und an der die Vogelwarte mitarbeitet. Im Neuenburger Jura werden Waldschnepfen gefangen, mit zwei Typen von kleinen Sendern ausgerüstet und wieder freigelassen. Die einen Sender vom Typ VHF erlauben es, die Vögel räumlich zu orten. Die Wälder, in denen sich die Vögel aufhielten, werden anschliessend mit denjenigen verglichen, in denen die Waldschnepfe fehlte. Darauf aufbauend wird es möglich sein, den für die Waldschnepfe optimalen Waldaufbau zu beschreiben. Durch die Verwendung des anderen Sendertyps, ARGOS, soll das Projekt auch Daten über den Zeitpunkt liefern, zu welchem die einheimischen Brutvögel Richtung Südwesten abwandern.

Den vollständigen Bericht finden Sie auf der Website der Vogelwarte.

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