StartHintergrundWissenNützliche Gäste im blühenden Naturgarten

Nützliche Gäste im blühenden Naturgarten

Beatrix Mühlethaler
Beatrix Mühlethaler
Beatrix Mühlethaler ist begeisterte Naturgärtnerin. Sie befasst sich als Journalistin vorwiegend mit Natur- und Umweltthemen und setzt sich an ihrem Wohnort für die heimische Flora und Fauna im Siedlungsraum ein. Fortbildung und Freude bieten ihr der eigene Naturgarten sowie Gemüse- und Beerenkulturen.

Gärtnerinnen und Gärtner tun auch aus Eigennutz gut daran, ihr Land reichlich mit einheimischen Wildpflanzen zu bevölkern. Denn sie schaffen damit eine Nahrungsbasis, die nicht nur eine abstrakte Fülle namens Biodiversität speist, sondern auch spezifische tierische Helfer fördert. Herausgegriffen seien hier die Läuse vertilgenden Schwebefliegen.

Im August versammeln sich Nektar- und Pollenkonsumentinnen in Scharen auf spät blühenden Wildpflanzen wie Rainfarn, Wilde Möhre, Flockenblume und Dost.

Auf der Flockenblume tummeln sich gerne Insekten.
Viel besuchte Flockenblume. © Beatrix Mühlethaler


Viele dieser Blütenbesucherinnen entpuppen sich als Schwebefliegen. Ihren Namen tragen sie wegen der besonderen Flugkunst: Sie verharren im Schwirrflug an einer Stelle, schiessen dann wie der Blitz vorwärts und bleiben wieder schwebend stehen.

Eine Schwebfliege im Flug.
Typischer Schwebflug. © Beatrix Mühlethaler

Wenn sich die Schwebfliegen-Imagines auf den Blüten verköstigen, bieten sie mit ihren meist schwarz-gelben Mustern ein ausgesprochen schmuckes Bild. Viele von ihnen sind aber nicht nur schön, sondern aus Sicht des Menschen auch nützlich. Grund: Ihre Larven leben ausschliesslich räuberisch und vertilgen Unmengen von Läusen. Das gilt insbesondere für die diversen Arten der Unterfamilie Syrphinae.

Schwebfliege auf einer Blüte.
Geschmückte Blüte. © Beatrix Mühlethaler

Die Larven der Schwebfliegen sind mehrheitlich grün bis gelblich gefärbt und haben keinen Kopf. Sie bewegen sich ähnlich wie Schnecken fort und finden ihre Beute blind. Mit ihrem Mundwerkzeug am zugespitzten Vorderteil packen sie die Läuse und saugen sie aus. Eine Larve kann gemäss dem «Kosmosbuch der Nützlinge» in ein bis zwei Wochen bis zur Verpuppung mehrere hundert Läuse vertilgen. Das weibliche Elterntier sorgt dafür, dass seine Nachkommen mitten im Nahrungsparadies aufwachsen können. Denn es legt seine Eier – das können hunderte sein – gezielt in Blattlauskolonien. Wer Läusekiller spritzt – auch biologische – eliminiert somit auch seine Helfer.

DIe Larve einer Schwebfliege auf einem Blatt.
Larve einer Schwebfliege © Beatrix Mühlethaler

Besser ist es also, sich auf die Schwebfliegen mit ihren gefrässigen Larven – und andere Läusefreunde – zu verlassen, sie mit attraktiven Wildblumen anzulocken und zu «mästen». Die Weibchen werden dann die Blattlauskolonien in der Nähe aufsuchen, seien diese auf Bäumen, Büschen, Gemüse oder Zierblumen. Besonders wirkungsvoll sind Arten, die bereits im Frühjahr aktiv werden und damit verhindern, dass sich die Läuse übermässig vermehren. Da Schwebfliegen verschiedene Entwicklungszyklen haben und teils mehrere Generationen pro Jahr bilden, dauert ihr Einsatz im Pflanzenschutz von März bis September.

Eine der häufigsten Schwebfliege ist die Episyrphus balteatus.
Häufige Schwebfliege: Episyrphus balteatus. © Beatrix Mühlethaler

Als wichtige Arten, die oft in Gärten und landwirtschaftlichen Kulturen anzutreffen sind, nennt das «Kosmosbuch der Nützlinge» unter anderen Episyrphus balteatus, Metasyrphus corollae und Scaeva pyrastri. Wer in einem vielfältigen Naturgarten herumstreift, wird aber viele weitere Schwebfliegenarten antreffen, zum Teil winzig kleine. Also. Pflanzen und säen wir Doldenblütler, Korbblütler, Lippenblütler und vieles mehr! Wir werden dafür reich belohnt.

2 Kommentare

  1. Ein schönes Beispiel, die Schwebfliegen als Gartenhelfer, und wie subtil alles aufeinander abgestimmt ist und sich gegenseitig «in Schach» hält. Ein Naturgarten, der Freude macht, setzt Interesse an diesen Zusammenhängen voraus, aber es dauert seine Zeit, die Lernprozesse, bis der Gedanke des Bekämpfens von «Schädlingen» einer anderen Sichtweise Platz macht.

  2. Ich habe sehr viele Blumen in meinem Garten, nebst vielen Wildblumen auch 150 Rosenstöcke. Ich habe noch nie gegen Läuse gespritzt. Wenn einmal ein Lausbefall auftritt, ist dieser spätestens in 1 Woche wieder verschwunden, dank den fleissigen tierischen Helfern
    (auch Marienkäfer-Larven)

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