StartHintergrundWissenHerbstliche Gäste an den Trauben - willkommene und ungebetene

Herbstliche Gäste an den Trauben – willkommene und ungebetene

Christine Dobler Gross
Christine Dobler Gross
Christine Dobler Gross ist begeisterte Naturgärtnerin. In ihrem Garten in Zürich hat es nicht nur Platz für viele verschiedene Pflanzen, sondern auch für Wildbienen, Glühwürmchen und andere Tiere. Sie ist Präsidentin des Vereins Natur im Siedlungsraum NimS. Im Blog «Hotspot Naturgarten» schreibt sie regelmässig über Beobachtungen aus ihrem Naturgarten.

An unserer nach Süden ausgerichteten Hausfassade rankt sich eine sehr alte Chasselas-Traube empor, und der danebenliegende Sitzplatz ist von einer blauen Muscat bleu eingefasst. Die Blätter sind längst abgefallen, doch einige weisse Trauben hängen noch, wie jedes Jahr, für die Gäste, die noch bis in den Winter hinein an den Trauben zu beobachten sind.

Erwachsene Hain-Schwebfliegen sind regelmässig an den Trauben zu sehen. Sie können in unseren Breitengraden durchaus überwintern. Voraussetzung ist ein milder Winter. Ein anderer Teil der Hain-Schwebfliegen wandert in den Süden aus und vermehrt sich in den warmen Gefilden. Die nächste Generation kommt dann zur Blattlaus-Saison zurück und legt ihre Eier an Pflanzen, die gerne von Blattläusen befallen werden. Die Larven schaffen übrigens locker bis zu 80 Blattläusen am Tag!

Eine Hain-Schwebfliege auf einer Traube.
Hain-Schwebfliege. © Christine Dobler Gross

Auch die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) lässt sich regelmässig blicken, die langen Fühler dieses Individuums sind ein Hinweis darauf, dass es sich um ein Männchen handelt. Es wird bald sterben, denn nur Jungköniginnen überwintern.

Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) auf Trauben.
Gemeine Wespe. © Christine Dobler Gross

Der Admiral ist ein häufiger Gast, neuerdings kann auch er in der Schweiz überwintern.

Der Schmetterling Admiral auf Trauben.
Admiral. © Christine Dobler Gross

Auch Honigbienen kommen gerne an die Trauben und lecken den süssen Saft. Die überwinternden Bienen sorgen in der sich bildenden „Bienentraube“, unabhängig von der Aussentemperatur, für eine ständige Wärme von 14 bis 20 °C durch heftiges Muskelzittern.

Eine Honigbiene auf Trauben.
Honigbiene. © Christine Dobler Gross

Die Blaue Schmeißfliege (Calliphora vomitoria) überwintert als Puppe oder als erwachsenes Tier.

Blaue Schmeissfliege (Calliphora vomitoria) auf Trauben.
Blaue Schmeissfliege. © Christine Dobler Gross

Dem Weinreben-Prachtkäfer, Agrilus derasofasciatus, begegne ich nicht an den Trauben, jedoch jeden Frühsommer am Rebstock. Es handelt sich bei ihm um eine seltene Art, die in Deutschland als stark gefährdet eingestuft wird. Die Larven entwickeln sich in abgestorbenen Rebenästen, die Käferlarve richtet also keinen Schaden an. In unsern gepflegten Rebbergen hat der Käfer wohl in der Regel wenig Überlebenschancen.

Der bedrohte Weinreben-Prachtkäfer, Agrilus derasofasciatus, auf einem Rebenblatt.
Weinreben-Prachtkäfer. © Christine Dobler Gross

Diesen Herbst machte ich mich, aufmerksam geworden durch die Zeitungsberichte, auf die Suche nach der Kirschessigfliege (Drosophila suzukii). Diese Fliegenart, ursprünglich aus Südostasien stammend, ist erst seit 2011 in der Schweiz. Sie befällt allerlei Beeren, Steinobst und im Herbst Trauben, bevorzugt blaue Sorten. Kurz bevor die Früchte reif sind, sticht das Fliegenweibchen seinen Legebohrer ins Fruchtfleisch und legt ein Ei. Wenig später sind die Früchte ungeniessbar und sauer. Bereits wurden Insektizide gegen die Fliege gespritzt, ein Novum im Schweizer Rebbau. Da man die Fliege jedoch kurz vor der Traubenernte, also bei ihrem Erscheinen, spritzt, muss man mit Insektizidrückständen an und in den Trauben rechnen, also wohl kein taugliches Mittel…

Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) zerstört die Traubenernte.
Kirschessigfliege. © Christine Dobler Gross

Aufgrund dieses feuchten Sommers konnten sich die Fliegen massenhaft vermehren und richteten gravierende Schäden an, auch an unserer Muscat bleu, weniger an der Chasselas. Ein Weibchen legt 300-600 Eier, und es sind bis zu 15 Generationen pro Jahr möglich…..Sie sind sehr mobil und können mehrere Kilometer zurücklegen, man kann also keinen kleinen Rebberg vor ihnen verstecken!

Erkennen kann man die Männchen an ihren charakteristischen schwarzen Flecken auf den Flügeln leicht von Auge.

Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) zerstört die Traubenernte.
Kirschessigfliege. © Christine Dobler Gross

Im Nachhinein wissen wir nun auch, weshalb neben der blauen Traube auch die Ernte der roten Johannisbeeren, späte Sorte, praktisch ausfiel – wir dachten, das Regenwetter sei dafür verantwortlich.

Alle hoffen nun auf einen kalten Winter, der die Fliegen dezimiert. Befruchtete Weibchen überwintern unter Blättern und Steinen, aber sicher auch an frostfreien Orten.

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