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Bäumiger Blütenreigen

Beatrix Mühlethaler
Beatrix Mühlethaler
Beatrix Mühlethaler ist begeisterte Naturgärtnerin. Sie befasst sich als Journalistin vorwiegend mit Natur- und Umweltthemen und setzt sich an ihrem Wohnort für die heimische Flora und Fauna im Siedlungsraum ein. Fortbildung und Freude bieten ihr der eigene Naturgarten sowie Gemüse- und Beerenkulturen.

Es beginnt im März und dauert bis in den Sommer: Die Blütenpracht heimischer Gehölze. Während eine vielfältige Hecke im Herbst mit ihren Beeren die Vögel nährt, lockt sie im Frühling mit Nektar und Pollen Insekten an. Und auch der Gartenmensch kann sich an dem Blütenreigen freuen.

Ein Weissdorn im Gartensitzplatz.
Weissdorn Sitzplatz. © Beatrix Mühlethaler

Pflanzt einheimische Gehölze! Das propagiert Birdlife Schweiz dieses Jahr im Rahmen der Kampagne für mehr Natur im Siedlungsraum. Denn von diesen Bäumen und Sträuchern profitieren neben den Vögeln auch Fledermäuse, Eichhörnchen, Siebenschläfer, Waldmäuse, Igel, Käfer und viele weitere Tiere. Und natürlich der Mensch.

Ein Rosenkäfer auf einer Bibernellrose.
Rosenkäfer auf Bibernellrose. © Beatrix Mühlethaler

Ich kann allen, die etwas Grünraum betreuen, ans Herz legen, diesem Aufruf zu folgen. Wie sehr Vögel die Beeren heimischer Büsche brauchen, zeigt sich jeweils im Herbst, was im Hotspot Naturgarten vom Oktober 2014, «Schlaraffenland für Zugvögel», nachzulesen ist. Jetzt aber ist Frühling, und da haben die Blüten ihren grossen Auftritt.

Eine Hecke mit Kronwicke.
Hecke mit Strauchkronwicke. © Beatrix Mühlethaler

Als erstes färben sich die Weidenkätzchen gelb und locken die früh fliegenden Bienen und Hummeln an.

Eine Weide mit einer Ackerhummel daran.
Ackerhummel an Weidekätzchen. © Beatrix Mühlethaler

Bald fallen in den noch kahlen Gehölzen die weissen Blüten des Schwarzdorns auf, der sich gerne an trockenen sonnigen Stellen ausbreitet.

Die Blüten eines Schwarzdorns.
Schwarzdorn. © Beatrix Mühlethaler

Danach sorgen die blühenden Traubenkirschen für weisse Wolken im noch zarten Grün der Gehölze. Sie wachsen verbreitet auf eher feuchten Stellen.

Eine Traubenkirsche.
Traubenkirsche. © Beatrix Mühlethaler

Etwa zur gleichen Zeit öffnet auch die Felsenbirne ihre weissen Blüten. In den Siedlungen steht meist eine Sorte mit kupferfarbenem Laub. Zierlicher und genauso hübsch ist aber die einheimische Amelanchier ovalis, die trockene, gut besonnte Standorte liebt.

Blüten einer Felsenbirne.
Felsenbirne. © Beatrix Mühlethaler

Zurzeit geht im Mittelland die Blüte des Weissdorns dem Ende entgegen. Er ist ein dankbarer Gartenstrauch, der leider wegen des Feuerbrands in Misskredit geraten ist. Auch die Heckenkirsche blüht etwa zur selben Zeit, und zeigt dabei eigenwillige Blüten. Mit ihrem anmutigen Wuchs verschönert sie manchen schattigen Standort.

Blüte einer Heckenkirsche.
Heckenkirsche. © Beatrix Mühlethaler

Schon beginnt jetzt auch der Holunder seine Blüten zu öffnen und lädt mit seinem Duft dazu ein, ein paar Dolden zu pflücken und eine Limonade zu bereiten. Bei der Standortwahl ist zu bedenken, dass dieser Busch sehr gross werden kann und am schönsten wächst, wenn man ihn nicht oder nur selten schneiden muss.

Holunder am blühen.
Holunder. © Beatrix Mühlethaler

Jetzt bricht auch die Saison der Wildrosenblüten an, womit liebliche Düfte den etwas strengen Geruch des Weissdorns vergessen lassen. Schwärme von Hummeln und Bienen stürzen sich bei mir jeweils auf die gestaffelt blühenden Rosenarten, und der Rosenkäfer rechtfertigt seinen Namen mit einem tiefen Taucher in das gelbe Staubbeutel-Paradies. Den Rosenreigen eröffnet jeweils die Bibernellrose.

Bibernellrose mit Hummel.
Bibernellrose mit Hummel. © Beatrix Mühlethaler

Auch bei den Rosen hat man die Wahl zwischen verschiedenen Gestalten und Grössen. Die hübsche, aber sehr stachelige Bibernellrose (Rosa spinosissima) bildet ein Dickicht, denn sie breitet sich unterirdisch über Ausläufer aus. Die Feldrose (Rosa arvensis) treibt lange, dünne Zweige, die sich wieder im Boden verankern, wenn man sie nicht abschneidet. Ich schätze sie als niedrigen Grenzbusch beim Gemüsegarten. Man kann sie aber auch an einem Gerüst oder Baum hochranken lassen.

Blüten einer Feldrose.
Feldrose. © Beatrix Mühlethaler

Weinrose (Rosa rubiginosa) und bereifte Rose (Rosa glauca) sind berechenbarer: Die Weinrose braucht als ausladender Strauch genügend Raum, die Rosa glauca wächst zierlicher und eignet sich für eine Gruppenpflanzung, auch auf steinigem Boden.

Die Blüten einer Weinrose.
Weinrose. © Beatrix Mühlethaler
Rosa glauca.
Rosa glauca. © Beatrix Mühlethaler

Die Hundsrose (Rosa canina) richtet sich nach den Verhältnissen. Bei mir wächst sie beispielsweise in die Höhe und breitet sich im Rotdorn aus.

Hundsrose auf Rotdorn.
Hundsrose auf Rotdorn. © Beatrix Mühlethaler

Schliesslich blüht im Juni der Liguster, ein robuster praktischer Strauch mit durchschnittlichen Bedürfnissen. Und nach all den meist weissen Blütenblättern sorgt die Berberitze mit ihren gelben Blüten zu dieser Jahreszeit für Abwechslung. Sie bevorzugt einen mageren, trockenen und sonnigen Standort.

Eine Berberize mit Früchten.
Berberitze. © Beatrix Mühlethaler

Zu erwähnen ist noch, dass neben den Blüten und Beeren auch die Blätter zählen, denn daran laben sich diverse Raupen und andere Larven. Und selbstverständlich stiftet die Hecke mit ihrer Struktur grossen Nutzen. Auf das ganze Geflecht kommt es an, damit unsere Gärten leben. Ich zitiere hierzu Birdlife: «Nur einheimische Gehölze gewähren die volle Vernetzung mit Bodenlebewesen, Pilzen, Begleitpflanzen und daraus resultierenden Lebensraumangeboten für die ganze Breite der damit verknüpften Tierwelt.»

Wolliger Schneeball mit Blüten.
Wolliger Schneeball. © Beatrix Mühlethaler

«Exotische Gehölze können diese Rolle wegen der fehlenden Vernetzung in unserem Ökosystem nur bedingt oder gar nicht übernehmen» erläutert Birdlife und warnt insbesondere vor jenen invasiven Büschen wie Kirschlorbeer, Robinie, Götter- und Essigbaum, die leider überall gepflanzt werden und längst zum Problem geworden sind. Die exotischen Problempflanzen sind auch völlig überflüssig, denn heimische Büsche gibt es für jeden Standort und in unterschiedlichster Gestalt. Ich empfehle einfach, sich vor der Pflanzung genau zu informieren, welche Sträucher sich eignen. Denn am besten ist es, wenn sie sich entfalten können und nicht dauernd «unter der Schere» gehalten werden müssen, wie es das Nachbarsrecht bei zu üppigem Wachstum verlangt.

Ein Liguster am blühen.
Liguster. © Beatrix Mühlethaler

8 Kommentare

  1. Liebe Beatrix
    eine wunderschöne Übersicht über all die Möglichkeiten, die wir hätten in unsern Gärten! War mir gar nicht so bewusst, wieviele Sträucher weiss blühen. Besonders reizvoll die Hundsrose auf Rotdorn.Oft werden Hecken gefräst, bevor sie blühen…. insbesondere beim Liguster stelle ich das fest.

  2. Es gibt versch. Strauch-und Baumarten, da ist Vorsicht geboten. Weissdorn darf nicht mehr verkauft werden. Es geht um den Feuer-brand. Auch Sorbusarten, Apfel Birne und Quitte sind anfällig.

    • Auf der Internetseite des Strickhofes lese ich unter der Rubrik «Fachwissen», dass im Kanton Zürich 2016 noch in keiner gemeinde befallene Feuerbrand-Pflanzen gemeldet wurden. Es wird allgemein etwas übertrieben mit der Feuerbrandgefahr, liess ichmir von Fachleuten sagen.

  3. Der Beitrag zeigt, wie wenig es braucht, um in privaten Gärten viel für die Natur und damit die Öffentlichkeit zu tun – mit ästehtischem und ökologischem Gewinn. Und die Realität zeigt, wie viel viele Gartenbesitzer befassen, indem sie ihre Gärten mit Geröllhalden, bünzligen Zierpflanzen und standortgerechtem Gewächs verschandeln.

  4. Liebe Beatrix,
    seit langen verfolge ich diese schändliche und schädigende Vorgehensweise alle Planzen und Grundnahungsmitteln mit dem Pflanzenschutzmittel Glyphosat zu besprühen und so uns in der Nahrungskette echt zu vergiften.
    Es wäre nötig , eine Sammelklage von Konsumenten und Imkern einzureichen!

    • Und was ist mit dem Schwermetall Kupfer, das sich nicht abbaut. Aber im Bio-Landbau erlaubt ist und oft das einzige Mittel, das wirkt. Nicht alles, was „bio“ ist, ist unbedenklich. Nicht alles, was chemisch klingt, ist nur des Teufels. Solange man es fachgerecht und gezielt einsetzt.

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