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Kanton Graubünden plant 44 Wolfsabschüsse

Das Bündner Amt für Jagd und Fischerei möchte 44 Wölfe abschiessen. Damit macht der Bergkanton von der neuen Jagdverordnung Gebrauch, die die präventive Regulierung von Wolfsrudeln zur Verhütung von zukünftigen Schäden erlaubt. Nach neuem Recht hat der Kanton dafür bis zum 31. Januar Zeit. Deshalb wird die Jägerschaft beigezogen.

Mit dem Eintreten der neuen Jagdverordnung per 1. Dezember 2023, ist die präventive Regulierung von Wolfsrudeln zur Verhütung von zukünftigen Schäden erlaubt (Naturschutz.ch berichtete). Diese proaktive Bestandsregulierung von Wolfsrudeln ist im Herbst und Winter möglich, sowie die reaktive Bestandsregulierung von schadenstiftenden Wolfsrudeln während der Sommermonate. Für das Abschiessen von ganzen Rudeln wird vorausgesetzt, dass sich die Wolfsrudel in Bezug auf das Reissen von Nutztieren oder gegenüber dem Menschen verhaltensauffällig zeigen. Genau das will der Kanton Graubünden schnellstmöglich tun und verspricht sich damit eine spürbare Wirkung bereits für den Alpsommer 2024.

Aktuell bewegen sich 32 Wolfsrudel in der Schweiz. Bild: Quelle Daten: LBC, Kantone, Private; Karte: © KORA/GIS

Kanton Graubünden beantragt 27 Wolfsabschüsse

In sogenannte Problemgebieten mit verhaltensauffälligen Wölfen gegenüber Menschen und Nutztieren, plant der Kanton Graubünden eine vollständige Eliminierung der Wölfe. Dafür beantragt er die Bewilligung für eine vollständige Auslöschung von den 4 Wolfsrudeln Stagias, Vorab, Beverin und Lenzerhorn. Damit erhofft sich der Bergkanton, dass die nachgewiesenen Angriffe auf Rinder durch die Wolfsrudel Stagias und Vorab sowie die wiederholte Überwindung von Herdenschutzmassnahmen durch die Wolfsrudel Beverin und Lenzerhorn für die kommende Weidesaison verhindert werden.

Weiter hat der Kanton Graubünden auch die Entnahme von bis zu zwei Drittel der Jungtiere des Wolfsrudels Rügiul im Puschlav und des Wolfrudels Jatzhorn in Davos beantragt. Neben den nun beantragten 27 Abschüssen sind in den Wolfsrudeln Valgronda, Stagias, Vorab, Moesola und Lenzerhorn bereits zusätzlich insgesamt 17 bewilligte Abschüsse von Jungwölfen nach bisherigem Recht verfügt. Damit plant der Kanton 44 Wolfsabschüsse, obwohl die Zahl der Nutztierrisse heuer abgenommen hat und der Herdenschutz wirkt (Naturschutz.ch berichtete).

Unterstützung durch die Jägerschaft

Die ersten Abschüsse nach neuem Recht sind nur noch bis zum 31. Januar möglich. Da sich der Kanton Graubünden aber bereits für den Alpsommer 2024 eine Wirkung verspricht, sind die Vollzugsbehörden stark gefordert und es braucht mehr Leute. Deshalb ist es nun nicht nur dem Wildhüter, sondern auch den Jägern erlaubt, Wölfe zu erlegen.

Die Folgen bleiben abzuwarten

Wird der Wolf zurückgedrängt, kann das negative Auswirkungen auf den Schutzwald haben. Denn der Wolf wirkt sich nachweislich positiv auf die Vitalität von Hirschen und Rehen aus, was zu einer Verjüngung der Schutzwälder führt. Diese verhindern Erosion und damit Erdrutsche, Lawinen und Überschwemmungen. Sollte der Kanton Graubünden die Abschussbewilligung erhalten, bleiben die Auswirkungen auf die Ökosysteme abzuwarten.

Weitere Informationen zum Wolf:
Mehr zur Verbreitung des Wolfes in der Schweiz finden Sie auf der Website der Stiftung KORA. Oder interessiert Sie der positive Einfluss vom Wolf auf die Ökosysteme? Auf der Website von CHWolf.org erfahren Sie mehr zum Wolf als Teil der Ökosysteme.

13 Kommentare

  1. Es gibt dazu nicht mehr viel zu sagen, die Naturschutzorganisationen haben nach dem Sieg des Referendums versagt. Die Wolfsgegner, vorab die Bauern, konnten sich ungehindert durchsetzen. Ein Totalversager von WWF und pro natura.

  2. «Wird der Wolf zurückgedrängt, kann das negative Auswirkungen auf den Schutzwald haben. Denn der Wolf wirkt sich nachweislich positiv auf die Vitalität von Hirschen und Rehen aus, was zu einer Verjüngung der Schutzwälder führt. »
    Bitte gebt Literatur bzw. Beispiele hierzu an. Denn genau hier liegt aus meiner Sicht die Schwierigkeit. Im Artikel Kupferschmid & Bollmann in der Schweizerischen Zeitschrift für Forstwesen 2016 äusserten wir bereits die Vermutung, dass es in der Schweiz wohl kaum zu so viel Wolfsrudeln kommen wird, dass Hirsche, Rehe und Gämsen nicht räumlich und zeitlich ausweichen könnten. Damit stellt sich die Frage, wohin sie ausweichen. Weichen sie in steile unwegsame Gebiete aus, dann sind dies unter anderem auch Schutzwälder.
    Ich hätte also sehr gerne diesen «NACHWEIS» gesehen, dass sich dank den Wölfen die Schutzwälder wirklich besser verjüngung. Zweifellos verteilen sie sich anders. Ob die Schutzwälder sich aber Verjüngung können, hängt bei der momentanen Anzahl an wildlebenden Huftieren wahrscheinlich hauptsächlich damit zusammen wo und wie viel wir Menschen jagen.

  3. Grauenhaft! Der Kanton Graubünden ist, mit seiner sinnlosen Jagdtradition, einfach nur ein Killerkanton. Eigentlich sollte man ihn boykottieren, aber es ist ja sonst so schön da. Grade hat ein Wolfsexperte am TV gesagt, dass der Wolf das Wild, dass zu viele Verbissschäden am Wald anrichtet eben wichtig für’s Oekosystem ist. Aehnlich positive Erfahrung machte man ja in den USA im Yellowstone Park. In Graubünden will man «selber Hand anlegen», und richtet ein nicht zu rechtfertigendes Massaker bei einer geschützten Tierart an.
    Und dann sehen sich diese Leute immer noch als «Naturburschen», dabei respektieren sie überhaupt nicht, dass jedes Lebewesen seine Daseinsberechtigung hat

    • Im Yellowstone leben ca. 10 Wolfsrudel mit insgesamt 100 Tieren auf ca. 9’000 km2 unbewohntem Gebiet. In der Schweiz 36 Rudel mit ca. 240 Tieren. In der Schweiz haben wir eine benutzbare Fläche von ca. 31’000 km2 von insgesamt 41’000 km2.
      Solche Aussagen sind kontraproduktiv. Hätte man die Population nicht überborden lassen wäre man jetzt nicht in dieser Situation.
      Manchmal ist eben weniger mehr.

      • Es sind aktuell 300 Wölfe in der Schweiz. Ist das viel? Wir sind 8 Mio. Menschen. Will man Tieren auch eine Existenzberechtigung einräumen, oder eben doch lieber nicht!?? Es gibt regelrechte «Wolfshasser», die völlig irrational und verblendet argumentieren. Er ist halt ein Karnivore – er hat keine Wahl wie wir. Er hat, wie viele Wildtiere ein harter Ueberlebenskampf in der Natur – viele Tiere sterben jung. Immer wieder kommt auch das Argument, es komme zu «problematischen Begegnungen» zwischen Mensch und Wolf. Der Wolf habe «geknurrt». Dann geht er aber von dannen…Wölfe sind scheu. Wanderer werden immer wieder von Hunden gestellt, Hunde und Mutterkühe haben Menschen schon schwer verletzt oder getötet. Jährlich sterben 20 – 30 Menschen an Insektenstichen. Durch den Wolf wurde noch kein Mensch gefährdet.
        Das es immer mal zu Rissen kommt, ist eine unschöne Tatsache, und natürlich für die Bauern schmerzlich. Letztlich kommen aber nur 6 % der Schafe durch Prädatoren ums Leben – der Rest stirbt an natürlichen Ursachen. Kommen Schafe durch den Wolf ums Leben schreit man auf – man misst dem eine viel schlimmer Bedeutung zu als wenn ein Schaf einfach so stirbt. Das ist unverhältnissmässig, und es geht wieder um «die Angst vor dem bösen Wolf».
        Graubünden sollte vielleicht auch mal seine sonstige Jagdtradition hinterfragen. Die Jäger töten jährlich tausende von Wildtieren, die die natürliche Beute des Wolfes sind.

  4. Wenn nach einem Entscheid die eine Seite übermässig jubelt (zB Bauern) und die andere Seite entsetzt ist (zB Naturschützer/Umweltschutzorganisatoren) dann liegt nüchtern betrachtet ein unausgewogener und einseitiger Beschluss vor. Deshalb BR A. Rösti: nachbessern JETZT!

    • Auch ich bin schockiert und von einer grossen Traurigkeit erfüllt. Woher nur nimmt sich der Mensch das Recht so arrogant und grausam zu sein!
      Ich schäme mich für den Kanton Graubünden!

  5. Wir werden überall von Idioten ,(Nichtfachleuten )regiert,die sich die Natur nach Ihrem Gusto zusammenschließen.
    Stoppt diese Wildtiermassenmörder ,die ein Wolfsfell vor Ihrem Kamin liegen haben wollen.
    Ein Verbrechen.
    Wir brauchen eine Revolte pro Natur jetzt.

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